Freya Oehle, Gründerin von spottster im Interview, von der Idee bis zur Gründung und der Chance Ihr Startup den Löwen zu präsentieren
Stell dich doch bitte Kurz unseren Lesern vor!
Freya Oehle/spottster: Mein Name ist Freya Oehle, ich bin 25 Jahre alt, Wahl-Hamburgerin, Gründerin und Geschäftsführerin von spottster. Im Alter von 23 Jahren, direkt im Anschluss an mein Masterstudium in Finance& Accounting an der WHU in Koblenz, habe ich mich, zusammen mit meinem Schulfreund Tobias, selbstständig gemacht und seither kann ich jedem diesen Karriereweg als lehrreichste und beste Erfahrung des Lebens nur wärmstens ans Herz legen!
Wie bist du auf die Idee mit dem spottster gekommen und wie habt Ihr euch als Gründerteam zusammengefunden?
Freya Oehle/spottster: 2012 verbrachte ich ein Auslandssemester in Chicago. Während einer Vorlesung in Finanzwirtschaft stellte mein damaliger Professor ein amerikanisches Start-up vor. Dieses bot shopping-wütigen Frauen die Möglichkeit, ihre Lieblingsoutfits auf einer Merkliste abzuspeichern und über Preisfälle benachrichtigt zu werden. An sich eine interessante Geschäftsidee, aber die technisch schlecht umgesetzte Website des Unternehmens und die strikte Beschränkung auf den Modesektor konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, da wurde eine Menge Potenzial einfach liegen gelassen. Also rief ich einen Schulfreund, meinen heutigen Mitgründer Tobias Kempkensteffen an, und fragte ihn, ob er das nicht besser könne. Tobi ist seines Zeichens ITler. Als dieser die Frage ohne Zögern bejahte, war die Idee von spottster geboren.
Wie hat sich die Firma seit dem Start entwickelt?
Freya Oehle/spottster: Angefangen haben wir 2013 in den Wohnzimmern unserer Eltern im beschaulich ländlichen Westfalen.Mit einem ersten Prototypen und einem Business-Plan in der Hand konnten wir dabei Mitte 2013 einen Business Angel für unsere Idee gewinnen und siedelten in ein Kellerbüro in Hamburg um, wo wir ein weiteres halbes Jahr, zusammen mit ersten Werksstudenten und Praktikanten weiter an dem Produkt arbeiteten.
Im Frühjahr 2014 sind wir dann offiziell in den Markt gestartet und haben mit Marketing und PR begonnen, während unsere Partnershop-Basis von 300 sukzessive auf 3000 Partner gesteigert werden konnte.
Anfang 2015 konnten wir dann ein weiteres Invest, unter Beteiligung eines weiteren Business Angels und eines kleineren VCs, einsammeln, mit dem wir nun den Proof of Concept in Deutschland und den Einstige in England realisieren wollen.
Unser Team ist nunmehr von 2 auf 9 Leute angewachsen und im vergangenen Herbst sind wir sogar in ein Büro mit Tageslicht im ersten Stock auf St. Pauli umgesiedelt.
Wer ist die Zielgruppe von spottster?
Freya Oehle/spottster: spottster ist in erster Linie für den heutigen Online Shopper konzipiert. In der Regel ist dieser zwischen 18-38 Jahre alt, wobei Männer und Frauen bei spottster, mit jeweils knapp 50% Nutzeranteil,gleichermaßen wichtige Zielgruppen sind.
Was allerdings zu bemerken ist, ist dass sich die Zielgruppe von spottster in den vergangenen 4 Monaten immer stärker auch auf die etwas ältere Generation, vorrangig Frauen zwischen 45-60 Jahren ausgeweitet hat.
Wir merken hier klar die voranschreitende Digitalisierung der Gesellschaft und die wachsende Bedeutung des E-Commerce.

Wie genau funktioniert spottster?
Freya Oehle/spottster: spottster ist ein universaler digitaler Merkzettel mit Preisalarm, der in über 3.000 Partnershops funktioniert. Sieht man beim Online Shopping also ein Produkt, das man interessant findet, aber nicht sofort oder nicht zum aktuellen Preis kaufen möchte, kann man dieses mit nur einem Klick auf seinem spottster-Wunschzettel speichern. spottster beobachtet das Produkt und gibt Bescheid, sobald es durch einen Gutschein oder einen Preisfall günstiger wird. So vergisst man seine Must-Haves nicht mehr und spart sich zudem die zeitaufwändige Suche nach Gutscheinen und den ständigen Preisvergleich. Mit spottster kann man also beim Online Shopping nicht nur einen Haufen Geld, sondern auch viel Zeit und Nerven sparen. Die Nutzung ist dabei für den Endkunden völlig kostenlos.
Wie viele Nutzer hat spottster?
Freya Oehle/spottster: Derzeit liegen wir bei knapp über 70.000 Nutzern, stehen also noch ziemlich am Anfang.
In welchen Ländern ist Spottster verfügbar, welche sind in Planung?
Freya Oehle/spottster: Verfügbar ist spottster in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Großbritannien und Frankreich.
Den aktiven Markteinstieg, inklusive Marketing, haben wir bisher allerdings nur in Deutschland und Österreich gestartet. Ab September aber schalten wir auch in Großbritannien erste Werbung, Frankreich folgt im November.
Wie bist du auf die Idee gekommen dich für Die Höhle der Löwen zu bewerben?
Freya Oehle/spottster: Ehrlicher Weise nicht von selbst. VOX hatte uns 2013, als die erste Staffel aufgezeichnet wurde, bereits proaktiv angesprochen, ob wir nicht dabei sein wollen. Damals hatten wir abgelehnt, da unser Produkt noch nicht marktfertig war und wir den Effekt der Sendung sonst nicht oder nur negativ hätten mitnehmen können.
Im letzten Jahr wurden wir dann erneut angesprochen, ob wir uns nicht für Staffel 2 bewerben wollen und so kam eins zum anderen.
Wie hast du dich auf die Show vorbereitet?
Freya Oehle/spottster: Wir haben die damalige Staffel und die dortigen Pitches rauf und runter geschaut, um zu wissen, was auf uns zukommt, wann eine Reaktion souverän und wann unsicher wirkt und um abschätzen zu können, wie die Jury aufgestellt ist.
Abseits davon sind wir unseren Pitch mehrfach durchgegangen und haben unser Team genötigt, uns wieder und wieder zuzuhören.
Du bist eines der wenigen Startup Unternehmen das es in die Show „ die Höhle der Löwen geschafft hat. Wie motivierend ist das für dich und was versprichst Du Dir von der Show?
Freya Oehle/spottster: Wir haben uns riesig gefreut, dass wir dabei sein durften. Die Motivation im Vorfeld ist natürlich riesig, da es eine „One-Shot“ Situation ist. Man hat eine Chance, sich und seine Idee zu beweisen, kann es aber auch gehörig vermasseln, was einen nochmal mehr antreibt, sein Bestes zu geben. Im Team aber löst es vor allem Optimismus für die weitere Entwicklung aus, was bei der ständigen Unsicherheit in einem StartUp eine unbezahlbare Stimmungsgrundlage ist.
Wir hoffen natürlich, dass unsere Teilnahme unsere Unternehmensentwicklung in Sachen Financing und Nutzerbasis befeuert, aber auch, dass vielleicht einige kluge Köpfe auf uns aufmerksam werden und mit und/oder für uns arbeiten wollen.
Ziel der Show „ Die Höhle der Löwen “ ist es, das die Löwen investieren und der Deal zustande kommt. Welchen der Löwen hast Du als Investor im Fokus?
Freya Oehle/spottster: Für uns sind und waren vor allem Frank Thelen und Jochen Schweizer von Interesse. Ersterer, da er sich als Unternehmer seit jeher mit Internet- und Softwareprodukten auskennt und letzterer, da er in Sachen Vermarktung, Internationalisierung und Online Geschäft, z.B. durch das Invest in MeineSpielzeugkiste einen sehr guten Venture Arm ausgebildet hat.
Wie geht es mit Spottster nach der Show weiter, sollte der Deal zustande kommen? Und wie, wenn es keinen Deal gibt?
Freya Oehle/spottster: Sollten wir einen Deal eingehen, würde es uns helfen, unser Unternehmen in einer etwas größeren Geschwindigkeit auf die Straße zu bringen. Außerdem erhoffen wir uns einige hilfreiche Tipps im Vorfeld, die wir sonst nicht bekommen würden.
Sollte kein Deal zustande kommen, werden wir wie gehabt weiter hart arbeiten, um eine große Nutzerbasis zu erreichen und das Potenzial unseres Produkts umsatzseitig voll auszuschöpfen.
Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Freya Oehle/spottster: Wer gründet, der lernt seinen Planungshorizont sehr schnell auf ein Minimum zu begrenzen und sich auf grobe Konzepte für die Zukunft zu beschränken.
Ich hoffe, dass wir in 5 Jahren aus spottster ein erfolgreiches und sich selbst mehr als tragendes Unternehmen gemacht haben. Was ich aber, nach den bisher gemachten Erfahrungen sagen kann, ist, dass ich in jedem Fall weiterhin in der Gründer- und Venture-Szene aktiv sein möchte, da selten etwas so erfüllend ist, wie das Entwickeln und Umsetzen neuer und eigener Ideen.
Und: Ich gehe stark davon aus, dass ich weiterhin mit Tobi im Team arbeiten werde, denn wir haben noch einige Projekte in der Schublade und das Zusammenspiel sowie die Nerf-Gun Fights mit ihm sind in der Zusammenarbeit einmalig.
Welche Tipps würdest du angehenden Gründern mit auf den Weg geben
1) Stellt sicher, dass ihr in einem Team gründet, mit dem ihr durch dick, vor allem aber auch durch extrem dünn gehen könnt, denn daran hängt euer Erfolg maßgeblich!
2) Stellt so viele Fragen wie ihr könnt – die Grundregel lautet: Gründer helfen Gründern. Bevor ihr also versucht, das Rad neu zu erfinden, fragt erst andere an Punkten, an denen ihr nicht weiter wisst.
3) Begebt euch nicht in die Bittsteller-Haltung – man neigt als StartUp, gerade bei Finanzierungsrunden und gegenüber Gesellschaftern dazu, die schwächere Rolle einzunehmen, da man gefühlt noch am unteren Anfang der Nahrungskette steht. Der Grundsatz lautet aber, dass ihr ein großartiges Produkt habt und anderen die gleichwertige Chance bietet, das Potenzial davon auszuschöpfen. Alles andere ist ein Verkaufen unter Wert.
Bilder © VOX / Sony
Freya und Tobi sind am Dienstag den 01.09.2015 in DHDL um 20.15 auf VOX zu sehen
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Freya Oehle für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.