Kiggi ist ein Startup im Bereich Social Entrepreneurship mit dem Ziel Kitas in Deutschland nachhaltig zu unterstützen
Wie ist die Idee zu Kiggi entstanden, wann wurde die Firma gegründet und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Christian Riesenberger/ Kiggi : Geboren wurde die Ursprungsidee von Tobias Reisbeck. Unsere Wege haben sich dann vor zwei Jahren gekreuzt. Tobias kommt aus dem pädagogischen Bereich und wollte etwas für Kitas im Internet machen, hatte jedoch nur wenig eCommerce-Erfahrung. Ich kam aus dem eCommerce und wollte mal etwas Nachhaltiges tun. In vielen Gesprächen haben wir dann die Idee zu Kiggi konkretisiert und umgesetzt. Ganz am Anfang stand der Gedanke eine Übersicht für Kitas in Deutschland aufzubauen. Doch wir brauchten auch ein substantielles Geschäftsmodell, um das soziale Engagement zu finanzieren. So entstand die Idee eines Internet-Marktplatzes, der die Industrie und die Kitas miteinander verbindet, mit dem langfristigen Ziel die pädagogische Betreuung der Kinder zu sichern und punktuell zu verbessern. Daraus entstand Kiggi und damit Deutschlands erste Sponsoringplattform für Kitas, Eltern und Unternehmer. Die Gründung der Firma Kiggi erfolgte bereits Anfang 2013. Anfang 2015 haben wir den Gesellschafterkreis um Thomas Lacher ergänzt, der für unsere IT-Entwicklung verantwortlich ist. Heute sind wir drei Gesellschafter mit gleichverteilten Firmenanteilen sowie vier stille Gesellschafter und mehrere ehrenamtliche Helfer, die uns inhaltlich bei der Arbeit unterstützen.
Von der Idee bis zum Start was waren die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Christian Riesenberger/ Kiggi : Die größte Herausforderung war die Zeit. Die gesamte Konzeption, die Entwicklung des Geschäftsmodells bis hin zur Programmierung des Portals erfolgte in Eigenregie. Diese Aufgaben haben wir alle neben unseren eigentlichen Berufen gestemmt. Ich war damals noch als Geschäftsführer eines Hotelportals tätig, Tobias Reisbeck arbeitete als freier Sporttherapeut und Thomas Lacher als IT-Freelancer. Somit blieben uns nur die Nächte und die Wochenenden, um unseren Traum zu verwirklichen. Kiggi selbst ist zu 100 Prozent eigenfinanziert. Wir legen großen Wert darauf, uns nicht extern zu verschulden und möchten in der jetzigen Phase kein Venture Capital einbinden. Damit unser Cash-Flow möglichst wenig belastet wird, haben wir den Keller in meinem Haus ausgebaut und dort unser Büro eingerichtet.
Grundsätzlich versuchen wir sehr effizient zu arbeiten. Die Monetarisierung erfolgt auf vier Ebenen:
1. Zirka 30 Prozent des Wertes einer Patenschaft wird dazu verwendet, die Kosten für die Administration und Abwicklung zu decken.
2. Die Geschenke im Wunschkatalog werden zum Standardpreis an die Sponsoren verkauft. Allerdings hat Kiggi als Großabnehmer einen Einkaufsrabatt ausgehandelt, der ebenfalls zur Deckung der Verwaltungskosten genutzt wird.
3. Bei den großen Kunden bieten wir eine professionelle PR-Begleitung zum Pauschalpreis an.
4. Zudem bieten wir strategische Partnerschaften an, die vor allem bei Banken auf große Resonanz stoßen.
Welche Wege gehen Sie, um Ihr Startup-Unternehmen am Markt zu etablieren? Nehmen Sie auch an Events teil?
Christian Riesenberger/ Kiggi : Ich habe mehr als 25 Jahre Erfahrung im Business Development und war viele Jahre CEO von eCommerce-Unternehmen. In dieser Zeit konnte ich viel Erfahrung beim Aufbau und der Entwicklung von eCommerce-Unternehmen sammeln. Um Kiggi erfolgreich im Markt zu etablieren, war es uns wichtig, namhafte Partner zu gewinnen, die unseren Kunden das Vertrauen geben nachhaltig und seriös im Markt zu agieren. Unsere Idee stieß schnell auf Begeisterung, weshalb wir mit den Waldorfkindergärten, Dusysma und vielen anderen Schwergewichten im Markt starten konnten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich die Professionalität. Um Vertrauen zu gewinnen und Sponsoren zu überzeugen, haben wir bei der Umsetzung der Website höchste Ansprüche an Design und Funktionalität gestellt. Zudem haben wir eine klar definierte Produktstrategie mit einer detaillierten Roadmap bis Ende 2016, wie wir den Markt der Kitas revolutionieren wollen. Dazu bedarf es wichtiger strategischer Partner, mit denen wir bereits in engem Kontakt stehen und die von unserer Vision begeistert sind. Nicht zuletzt spielt auch die Innovationskraft eine entscheidende Rolle. Diese haben wir nicht nur mit der Sponsoringplattform gezeigt, sondern auch mit dem Kita-Messeneger. Ähnlich WhatsApp erlaubt dieser eine schnelle Kommunikation zwischen den Kitas und den Eltern. Die neue App hat Wellen geschlagen und wird bereits von den Waldorf-Kindergärten und ProLiberis genutzt. Aktuell sind wir mit vielen weiteren Trägern im Gespräch. Auch Events spielen für uns eine wichtige Rolle. Neben den klassischen Messen, bei denen das Thema Kinderpädagogik diskutiert wird, gehen wir beispielsweise auch auf Messen von Bank- und Kreditinstituten, wo wir mit einem ausgefeilten Sponsoringansatz soziale Arbeit erstmals mit großem Erfolg erlebbar machen.
Welches Konzept steckt hinter Kiggi?
Christian Riesenberger/ Kiggi : Kiggi ist ein Startup im Bereich Social Entrepreneurship mit dem Ziel Kitas in Deutschland nachhaltig zu unterstützen. Dazu vernetzen wir auf unserer Plattform Kitas sowohl mit gewerblichen als auch mit privaten Sponsoren. Denn in Deutschland fehlen vielen Kitas die notwendigen Mittel, um neues Spielzeug oder dringend benötigte Weiterbildungsmaßnahmen zu finanzieren. Damit leistet Kiggi einen wichtigen Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen pädagogischen Ausbildung der Kinder.
Alle 50.000 Kitas in Deutschland haben die Möglichkeit, auf www.kiggi.de vier unterschiedliche Wünsche aus einem Katalog pädagogisch hochwertiger Produkte auszuwählen und zu veröffentlichen. Wir machen uns dann auf den Weg und suchen Sponsoren, die eine Patenschaft für jeweils vier Kitas übernehmen und die entsprechenden Wünsche erfüllen. Ein Sponsoring läuft immer zwölf Monate und unterscheidet sich lediglich im Preis (zwischen 240 und 840 Euro pro Jahr) und damit in der Wertigkeit der Produkte. Auf Wunsch werden die Sponsoren mit Bild auf der Heldentafel unserer Website veröffentlicht. Für Unternehmen ist eine kleine Landingpage mit Link auf deren Homepage obligatorisch und im Preis inkludiert. Der klare Vorteil für Unternehmen ist, dass die Unterstützung 100 Prozent transparent, lokal, bedarfsorientiert und vor allem auch öffentlichkeitswirksam ist. Jeder Sponsor weiß also genau, was mit seinem Geld gekauft wurde und wer das Geld bekommt. Zusätzlich werden die Sponsoren werbewirksam auf den Detailseiten der Kitas sowie in der Kitasuche ausgespielt.
Eine weitere Funktion unserer Plattform ist, dass Kitas erstmals die Möglichkeit haben, Mitteilungen über www.kiggi.de zu verfassen und den Eltern auf das Smartphone zu senden. Hierzu hat Kiggi eine spezielle iOS- und Android-App entwickelt, die allen Trägern und Eltern kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
Können auch Privatpersonen Sponsor werden? Was kann man spenden?
Christian Riesenberger/ Kiggi :Wir adressieren sowohl Unternehmen als auch private Sponsoren. Private Sponsoren haben die Möglichkeit, sich aus der Wunschliste der Kita ein Geschenk auszuwählen und dieses über Kiggi zu kaufen. Alle Geschenke sind hochwertige und pädagogisch wertvolle Produkte, die Kiggi gemeinsam mit den Lieferanten ausgewählt. Alle privaten Sponsoren haben zudem die Möglichkeit, sich kostenlos auf der Heldentafel verewigen zu lassen.
In welchen Städten ist Kiggi schon verfügbar?
Christian Riesenberger/ Kiggi : Kiggi ist bereits in ganz Deutschland verfügbar. Aktuell sind über 50.000 Kitas an Kiggi angebunden. Intensiv bearbeiten wir gerade den badischen Raum und die Vorderpfalz. Gezielte Projekte starten demnächst auch in Berlin und Köln. In einzelnen Regionen wird Kiggi zudem ein Kita-Mobil zur Verfügung stellen, das Kitas kostenlos für Ausflüge nutzen können. Hierzu bedarf es jedoch einer Infrastruktur und strategischer Partner, die wir gerade noch aufbauen.
Kiggi wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Christian Riesenberger/ Kiggi : Es gibt eine klare Roadmap bis Ende 2016. Auch die Ziele bis 2020 sind schon definiert. Kiggi soll die größte Sponsoringplattform in DACH werden, die Kitas mit Sponsoren verbindet. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir den Weg, wie wir dieses Ziel erreichen wollen, nicht publik machen möchten.
Zum Schluß: Welche Tipps haben Sie für angehende Gründer?
Christian Riesenberger/ Kiggi : Tipps klingen immer so neunmalklug. Lassen Sie uns lieber von Erfahrungen sprechen, die ich in den letzten zehn Jahren gesammelt habe:
1. Ausgehend von einer guten Idee, die ich voraussetze, spielt das Team die wichtigste Rolle. Das Team sollte sich sehr gut kennen, fachlich erfahren und die finanzielle Situation jedes Einzelnen für die nächsten zwei Jahre geklärt sein.
2. Auf die Kosten achten. Solange es geht die Fixkosten so gering wie möglich halten.
3. Multiplikatoren suchen. Nichts ist verlockender als der vermeintlich schnelle Erfolg, der einem schnell alle Kapazitäten bindet. Wichtig ist der Fokus auf A-Kunden, die den Namen in den Markt tragen.
4. Fokussierung. Kreativität ist gut und wichtig, allerdings ist schnell der Punkt erreicht, wo die Fokussierung und Umsetzung die Kreativität ersetzen.
5. Pragmatismus und Hemdsärmeligkeit. Als Jungunternehmer darf man sich für keine Aufgabe zu schade sein, d.h. auch mal selbst Texte schreiben oder Visitenkarten in die Datenbank eintragen.
Über Kiggi
Die Kinderhilfsinitiative & Gemeinschaft gewerblicher Inklusionshelfer, kurz Kiggi, hat sich zum Ziel gesetzt, Kitas in Deutschland nachhaltig zu unterstützen. Mit bedarfsorientierten Geschenken möchte Kiggi zum Erhalt und Ausbau der angeschlossenen Einrichtungen beitragen und vermittelt passende Sponsoren, die pädagogisch wertvolle Produkte oder Weiterbildungsmaßnahmen finanzieren – schnell, unkompliziert und transparent. Sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen können sich engagieren und so zu einer besseren Ausstattung der Kindergärten in ihrer Region beitragen. Mit der Kiggi Messenger App unterstützt die Karlsruher Kinderhilfsinitiative zusätzlich die Kommunikation zwischen Eltern und Kitas. Die App steht für iPhone und Android zur Verfügung und kann kostenlos heruntergeladen werden.
Rund 50.000 Kindergärten in Deutschland kommt die Arbeit von Kiggi zugute. Dabei kooperiert Kiggi unter anderem mit der Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V., der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie, der Notinsel, Vitakid, der Pro-Liberis GmbH sowie dem Deutschen Roten Kreuz Kreisverband Karlsruhe e.V. Das Portal, das seit 1. Oktober 2014 mit einer Beta-Version online ist, wird vom Land Baden-Württemberg mit dem Innovationsgutschein C gefördert. Geschäftsführer der Kiggi GmbH sind Tobias Reisbeck und Christian Riesenberger.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Christian Riesenberger für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.