Lieferkurier vermittelt Kuriere für Transporte und Lieferdienstleistungen
Stellen Sie sich doch kurz unseren Lesern vor
Matthias Gall :Ich bin Matthias Gall, Gründer und Entwickler von Lieferkurier.de. Ich habe meine berufliche Laufbahn als Softwareentwickler gestartet und mich dann mit zwei Mitgründern im Jahr 2010 selbständig gemacht.Gemeinsam führen wir die trimplement GmbH, eine Beratungs- und Lösungsanbieterin für die FinTech Industrie, die Lieferkurier.de betreibt.
Wie ist die Idee zu Lieferkurier entstanden?
Matthias Gall: Die kurze Antwort: ich esse gerne Burger und kaum eines der Restaurants bietet einen eigenen Lieferservice an; also musste eine Plattform her, auf der ich jemanden finden kann, der Bestellung und Lieferung für mich erledigt.
Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Ich glaube, dass immer mehr Menschen ihren Tagesablauf optimieren und wiederkehrende Tätigkeiten wie den Einkauf von Lebensmitteln oder andere Erledigungen auslagern werden, um mehr Zeit anderweitig investieren zu können. Ich glaube, dass immer mehr Menschen ohne Auto auskommen und daher hin und wieder auf jemanden angewiesen sind, der eine Last von A nach B transportieren kann. Ich glaube, dass Menschen gerade im Alter auf Unterstützung angewiesen sind und nicht immer das Glück haben, diese im engsten Kreis der Familie zu finden.
Auf der anderen Seite gibt es bereits heute Kurierdienste, die weit mehr anbieten, als eilige Dokumente oder Waren zu übermitteln– die meisten Kurierzentralen zählen neben europaweiten gewerblichen Dienstleistungen z. B. auch den lokalen Blumenversand, Möbeltransport oder Einkäufe zu ihrem Repertoire. Und dennoch werden sie zu einem Großteil von gewerblichen Auftraggebern gebucht. Ich sehe hier ein unglaubliches Potenzial, das es zu erschließen gilt.
Was war bei der Gründung Ihres Unternehmens die größte Herausforderung?
Matthias Gall:Die Gründung im Sinne des bürokratischen Akts war zum Glück kein Thema, da Lieferkurier.de unter dem Mantel unserer trimplement GmbH betrieben wird. Die größte unternehmerische Herausforderung hängt mit dem Erreichen von Auftraggebern zusammen: zum einen macht es nur dort Sinn, Auftraggeber anzusprechen, wo eine ausreichende Abdeckung an Lieferanten gegeben ist; zum anderen muss Lieferkurier.de potenziellen Auftraggebern dort bekannt gemacht werden. Das Marketingbudget kann also nie groß genug sein und das stellt für uns als komplett eigenfinanziertes Projekt die größte Herausforderung dar.
Haben Sie jemals den Schritt in die Selbständigkeit bereut?
Matthias Gall:Ich bereue nur, den Schritt nicht früher gemacht zu haben. Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, in dem gute Ausbildung und sichere Anstellung die Erfüllung des beruflichen Werdegangs bedeuteten. Mit Selbständigkeit und Unternehmertum habe ich mich erst nach ca. fünf Jahren im Beruf aktiv auseinandergesetzt – und Blut geleckt.
Welche Wege gehen Sie, um Ihr Startup Unternehmen am Markt zu etablieren? Welche Rolle spielen Gründer und Startup Events/Wettbewerbe?
Matthias Gall : Wir schalten zielgruppengerichtete Online-Werbung und versuchen mit unseren Facebook- und Twitter-Accounts Reichweite zu generieren. Abhängig von der Abdeckung planen wir städteweise Werbemaßnahmen. Wie bereits oben gesagt, steht und fällt der Umfang der Werbemaßnahmen aber mit den zur Verfügung stehenden Mitteln.
Sicher würden Events und Wettbewerbe helfen, Lieferkurier.de bekannter zu machen und geschäftliche Kooperationen anzubahnen. Die Prioritäten und zeitlichen Möglichkeiten haben sich aber verändert, seitdem ich 2013 Vater von Zwillingen geworden bin. Andere gehen samstags zum Businessbrunch, ich gehe mit meiner Familie zum Kindergartenfest.
Wer ist die Zielgruppe von Lieferkurier und wie funktioniert Lieferkurier?
Matthias Gall:Auf der Lieferantenseite richten wir uns vorrangig an etablierte Kurierzentralen; diese verfügen über einen festen Stamm an selbständigen und erfahrenen Kurieren und eine Disposition, die eine effiziente Tourenplanung gewährleistet. Diesen Unternehmen soll Lieferkurier.de einen zusätzlichen Vertriebskanal bieten. Zusätzlich runden Schüler, Studenten, rüstige Rentner und alle anderen, die sich etwas dazuverdienen wollen, die Auftragnehmerseite ab. Unser Ziel ist, für jeden Auftrag mindestens einen Kurier zu finden, der ihn durchführen kann – egal wann, egal wo, egal was.
Auf der Auftraggeberseite sehen wir Bedarf für jedermann, aber wir haben einige konkrete Gruppen für unsere Marketingkampagnen herausgegriffen. Die oben genannten unterstützungsbedürftigen Senioren sind eine Gruppe, ebenso aber z. B. die Partymacher, die nachts noch Getränkenachschub brauchen und nicht mehr selbst fahren können, die Luxusgenießer, die sich für ihr nächstes iPhone nicht mehr selbst anstellen möchten oder die Berater mit platzendem Überstundenkonto, die abends nicht noch einkaufen gehen möchten.
Ein Auftraggeber kann auf Lieferkurier.de seinen Auftrag eingeben und gibt dazu Details zur Lieferung, wie die Größe des Artikels und eine Adresse, sowie seine Kontaktdaten an. Wir benachrichtigen dann alle registrierten Lieferanten in der Nähe. Wer den Auftrag durchführen kann, gibt ein Preisangebot für seine Leistung ab, über das wir wiederum den Auftraggeber benachrichtigen. Wenn ein Angebot den Zuschlag erhält, vernetzen wir Auftraggeber und –nehmer und die Vermittlung auf Lieferkurier.de ist abgeschlossen.
Was kann man alles über Lieferkurier transportieren lassen? Kann man auch Pakete und Briefe transportieren lassen?
Matthias Gall:Als Vermittlungsplattform ziehen wir die Grenze dort, wo die rechtmäßige Nutzung endet. Betäubungsmittel dürfen z. B. nicht geliefert werden. Ansonsten geht alles das, wofür sich auch ein Kurier findet.
Wie ist das bisherige Kundenfeedback?
Matthias Gall:Konstruktiv! Als frisch gestartete Plattform haben wir mit allerlei Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen und Auftragnehmer und –geber liefern uns wertvolles Feedback darüber, was wir besser machen können.
Lieferkurier wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Matthias Gall : In fünf Jahren vermitteln wir in siebentausend deutschen Städten Kuriere, sind nach Österreich und in die Schweiz expandiert, wickeln den Großteil der Aufträge über unsere Mobile Apps für Auftraggeber und –nehmer ab, bieten allen Kurieren einen Escrow-Service für Einkäufe an und wickeln die Bezahlung online ab, statten ausgewählte Kuriere mit Prepaid-Kreditkarten aus und versichern alle Aufträge. Und wir haben das Marketingbudget, von dem wir heute nur träumen können.
Zum Schluß: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Matthias Gall:Ich bin ein großer Freund von Bootstrapping. Wenn man nicht gerade auf einem Topf Geld sitzt, sind Projektarbeit (Beratung) als Freelancer oder die klassische Festanstellung ein idealer Weg, um Produkte querzufinanzieren und „nebenbei“ noch Konzernluft zu schnuppern und Praxiserfahrung zu sammeln. Und auf dem Weg zum Break Even gilt: fake it ‘til you make it.
Bildquelle Fotografin Larissa Farber
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Wir bedanken uns bei Matthias Gall für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.