Stellen Sie sich und Ihr Unternehmen doch kurz unseren Lesern vor!
Manuel Grenacher/Mila: Mila: (www.mila.com) ist ein Online-Marktplatz, auf dem Nutzer Services in ihrer Nachbarschaft finden, buchen und bewerten können. Unternehmen wie Swisscom oder Vodafone Deutschland nutzen unseren Marktplatz, um ihren Kunden zusätzliche Dienstleistungen anzubieten. Man kann sich das wie ein Online-Forum vorstellen, in dem Kunden anderen Kunden Fragen stellen können. In unserem Fall helfen sich Kunden allerdings in ihren eigenen vier Wänden oder an einem anderen Ort ihrer Wahl, also offline. Das gibt es in der Form bisher kaum.
Wie ist die Idee zu Mila entstanden? Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?
Manuel Grenacher/Mila: Ich konnte irgendwie nicht verstehen, warum man Produkte online kaufen konnte, Dienstleistungen aber nicht. Gleichzeitig habe ich die Vorteile gesehen, Dienstleistungen online anzubieten: Die Technologie ermöglicht es uns heute Kunden und Dienstleister viel effektiver zusammenzubringen. Ich suche einen bestimmten Service in meiner Nähe und ich benötige die Dienstleistung so schnell wie möglich. Über Mila kann ich meine Postleitzahl eingeben, mein Problem beschreiben und schon meldet sich jemand aus der Nachbarschaft, der mir helfen kann. Ich sehe, wer da zu mir nach Hause kommt und ob diese Person von anderen Kunden in der Vergangenheit gut bewertet worden ist. Wir werden künftig immer mehr solcher „on-demand“ Geschäftsmodelle sehen. Des Weiteren kaufen immer mehr Menschen Produkte und Dienstleistungen voneinander, anstatt diese von traditionellen Unternehmen zu erwerben.
Was war bei der Gründung Ihres Unternehmens die größte Herausforderung?
Manuel Grenacher/Mila: Die größte Herausforderung war sicherlich einen zweiseitigen Marktplatz aufzubauen und Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Besonders am Anfang bedarf es hoher Investitionen, um ein junges Unternehmen bekannt zu machen. Da die Investitionen in Europa aber wesentlich geringer ausfallen als in den USA, ist es relativ schwierig hier zu skalieren. Wir sind Ende letzten Jahres dazu übergegangen mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die bereits über eine große Kundenbasis verfügen. So können wir mit relativ geringen Investitionen Bekanntheit erlangen. Das braucht aber auch etwas mehr Zeit und Geduld.
Wie hat sich Ihr Unternehmen seit der Gründung entwickelt?
Manuel Grenacher/Mila: Wir haben einmal komplett unser Geschäftsmodell von B2C auf B2B umgestellt und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wir haben bereits vier große Kunden aus dem Telekommunikations- sowie dem Energiesektor gewinnen können. Aktuell haben wir das Glück einen großen Trend erwischt zu haben. Etablierte Unternehmen experimentieren mit Konzepten aus der Sharing Economy oder dem Crowdsourcing und kooperieren dabei gerne mit jungen Startups, um agiler zu sein.
Wie wichtig ist es für ein Startup Unternehmen an Wettbewerben teilzunehmen?
Manuel Grenacher/Mila: Wir haben gemerkt, dass uns Wettbewerbe vor allem Sichtbarkeit bringen. Des Weiteren steigert es natürlich auch das Ansehen eines Startups, wenn das Unternehmen Innovationspreise oder namenhafte Wettbewerbe gewinnt. Da schauen sicherlich auch etablierte Unternehmen hin. Wir haben erst kürzlich den Golden Idea Award der Idée-Suisse gewonnen und den zweiten Platz beim eco Internet Award gemacht. Aber alle Wettbewerbe nützen nichts, wenn man ein Produkt hat, das keiner haben möchte. Daher sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Wer ist die Zielgruppe von Mila?
Manuel Grenacher/Mila: Mila kann von jedem genutzt werden, der eine spezifische Dienstleistung Zuhause benötigt, sei es TV-Installation oder Lampenmontage. Aktuell sind wir in der gesamten Schweiz vertreten, in Deutschland momentan nur in Berlin. Oft sind es natürlich Berufstätige, die wenig Zeit haben und deshalb unsere Services nutzen. Inder Schweiz werden Dienstleistungen rund um Computer, Smartphone, TV und Internet gerne auch von älteren Menschen gebucht.
Wie funktioniert Mila?
Manuel Grenacher/Mila: Nehmen wir das Beispiel Swisscom Friends. Jemand aus Zürich benötigt Hilfe bei der Installation seines TV-Pakets. Dieser Kunde geht auf Mila.com und gibt seine Postleitzahl ein, beschreibt die Leistung die er benötigt und gibt an welchen Preis er bereit ist zu zahlen. Unser Algorithmus verteilt die Anfrage an eine Reihe von sogenannten „Swisscom Friends“ in der Nähe. Der erste Swisscom Friend, also ein Kunde mit technischem Know-how, der die Anfrage annimmt, bekommt den Zuschlag. Der Kunde kann dann noch bestätigen, ob ihm die Person zusagt. Nachdem der Service dann stattgefunden hat, kann der Kunden online bezahlen und eine Bewertung abgeben.
Wie ist das Kundenfeedback?
Manuel Grenacher/Mila: Das Feedback der Kunden ist sehr positiv. Im Durchschnitt werden z.B. Dienstleistungen der Swisscom Friendsmit 4,7 von 5 Sternen bewertet. Das liegt natürlich auch daran, dass die Friends mit ihrer Online-Reputation einstehen.
Mila, wo geht der Weg hin? Was sind Ihre Ziele für die nächsten fünf Jahre?
Manuel Grenacher/Mila: Unsere Vision ist es die Servicewelt zu digitalisieren. Wir möchten so viele Kooperationspartner für uns gewinnen, sodass Kunden auf Mila.com gehen und jede nur mögliche Dienstleistung dort finden.
Zum Schluss: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Manuel Grenacher/Mila: Es ist ganz schwierig Tipps zu geben, da jedes Unternehmen anders ist. Aber ich würde sagen: einfach machen, ausprobieren, keine Angst vor dem Scheitern haben. Da lernt man sogar am meisten.
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Wir bedanken uns bei Manuel Grenacher für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.