appinio Umfragen mit dem Smartphone beantworten
Wie ist die Idee zu appinio entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Jonathan Kurfess/appinio : Früher habe ich bei einem großen FMCG Unternehmen im Marketing gearbeitet. Dort ist mir aufgefallen, wie antiquiert Marktforschung läuft: Es war extrem teuer, wir mussten im Marketing Wochen auf die Ergebnisse warten und die Marktforschung hatte Schwierigkeiten die junge, und für uns werberelevanteste, Zielgruppe über herkömmliche Methoden zu erreichen.
Auf der anderen Seite wusste ich aus eigener Erfahrung, wie langweilig und zeitaufwendig Marktforschungsbefragungen für die Teilnehmer sind. Es nervt schlichtweg angerufen oder auf der Straße angesprochen zu werden, wenn man keine Lust und Zeit hat – die Teilnahmebereitschaft ist extrem gering. Auf Grundlage dieser Problemstellungen entstand das Konzept zu appinio. Ziel war es Marktforschung sowohl für Unternehmen als auch für Teilnehmer attraktiver zu gestalten.
Unseren CTO, Kai Granaß, habe ich über einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Ohne ihn wäre appinio wohl niemals umgesetzt worden, da ich damals weder wusste wie man die Idee technisch umsetzt noch ein breites Netzwerk zu Programmierern hatte. Später kam erfreulicherweise noch Flemming Kühl dazu, mit dem ich eine Zeit zusammen in Berlin gelebt habe und schon aus Kindergarten-Tagen kenne.
Von der Idee bis zum Start was waren die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Jonathan Kurfess/appinio : Es hat schon Mut gekostet eine gut bezahlte Festanstellung zu kündigen und alles auf eine Karte, auf appinio zu setzen. Damals war es ja nur eine Idee und die Produktentwicklung stand noch ganz am Anfang. In der neunmonatigen Phase bis zum Launch gab es dann schon einige kritische Momente, in denen man sich und das ganze Vorhaben hinterfragt – da muss man durch und hartnäckig bleiben. Anfangs hatte ich einen Gründerzuschuss, der über ein halbes Jahr geht. Noch vor Start hatten wir dann die Möglichkeit uns Investoren ins Boot zu holen. Wir waren aber so überzeugt von unserem Produkt und sicher, innerhalb kurzer Zeit auf Basis einer höheren Bewertung Kapital einsammeln zu können, dass wir abgesagt haben. Dadurch mussten wir und noch länger selbst finanzieren und das Risiko tragen – ein Vabanquespiel, was sich aber letzten Endes glücklicherweise ausgezahlt hat. Mit Abschluss dieser ersten Finanzierungsrunde haben wir nun ein super Team aus Business Angels im Rücken.
Welche Wege gehen Sie, um Ihr Startup Unternehmen am Markt zu etablieren? Welche Rolle spielen dabei Social Medias?
Jonathan Kurfess/appinio : Wir haben das klassische Henne-Ei-Problem, da wir sowohl Unternehmen als auch User benötigen, damit appinio funktionieren kann. Die Herangehensweise ist da sehr unterschiedlich. Um unsere App zu vermarkten, und die Bekanntheit von appinio zu fördern, ist Social Media der für uns optimale Kanal. Über unsere Facebook-Seite und Twitter bieten wir unseren Usern beispielsweise interessante und witzige Insights aus unseren Umfragen, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Auch Instagramm wird bald hinzukommen. Ein seriöser Social-Media Auftritt mit einer Strategie und klar kommunizierter Corporate identity halte ich hierbei für sehr wichtig.
Weitaus schwieriger ist es, appinio bei Unternehmen zu platzieren. PR in Fachmagazinen kann dabei sehr helfen aber allgemein gilt, dass hier noch vieles über den persönlichen Kontakt geht. Mit der Marktforschung haben wir uns natürlich auch eine Branche ausgesucht, die sich nicht durch eine besonders hohe Innovationsfreude auszeichnet. Seit Jahren gibt es hier gewisse Mechanismen, die nur schwer zu durchbrechen sind – aber das ist die Herausforderung, der wir uns stellen. Nicht zuletzt deshalb ist ja appinio entstanden!
Wer ist die Zielgruppe von appinio?
Jonathan Kurfess/appinio : appinio nutzen können grundsätzlich alle Smartphone-Nutzer. Unsere Kernzielgruppe bilden die 14-29 jährigen Smartphone-Nutzer. Diese Zielgruppe ist gleichzeitig die werberelevanteste Zielgruppe für die Konsumgüterindustrie, das ist ein optimaler Fit.
Unsere Dienstleistung nutzen alle Unternehmen, die Markt- oder Meinungsforschung durchführen. Die Konsumgüterbranche ist für knapp 70 % des Marktforschungsvolumen zuständig und somit der attraktivste Markt für appinio. Aber auch für Agenturen und Universitäten ist appinio sehr relevant, wie wir festgestellt haben und wird regelmäßig genutzt.
Wie funktioniert die App?
Jonathan Kurfess/appinio : appinio ist eine Meinungs- und Marktforschungs-App, die Spaß macht. User beantworten spielerisch und anonym Umfragen über ihre App und bekommen dafür Guthaben. Dieses Guthaben kann in Gutscheine eingelöst oder an soziale Projekte gespendet werden kann – ganz nach dem Motto, investiere 5 Minuten Deiner Zeit und tue Gutes. Gamification-Elemente wie ein Levelsystem und die Möglichkeit seine Meinung deutschlandweit mit anderen Menschen zu vergleichen garantieren zusätzlichen Spaß.
appinio wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Jonathan Kurfess/appinio : Mit dem frischen Kapital wollen wir auf dem deutschen Markt weiter wachsen und insbesondere Produktentwicklung und Vertrieb voranbringen. In den nächsten sechs bis neun Monaten wollen wir die Basis für die Internationalisierung legen und das Modell appinio auf Nachhaltigkeit und Skalierbarkeit prüfen.
In fünf Jahren sehe ich mich mit Strohhalm im Mundwinkel und Surfboard unter dem Arm auf Hawaii… Nein, wenn alles gut läuft, sind wir in fünf Jahren weltweit vertreten und einer der führenden Anbieter für mobile Marktforschung.
Zum Schluß: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Jonathan Kurfess/appinio : Ich glaube, das muss jeder für sich selbst herausfinden. Es kursieren ja schon sehr viele Tipps, wie der Erfolg vermeintlich vorprogrammiert ist. Ich persönlich hatte immer einen großen Respekt davor ein Unternehmen zu gründen, gerade weil ich auch keinen Start-Up Erfahrung hatte. Eine Einstellung à la „Andere haben es vor mir geschafft, also schaffe ich es auch“ kann da helfen!
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Wir bedanken uns bei Robert Henker für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.