Stellen Sie sich doch kurz vor
Susan Rößner/monomeer: Mein Name ist Susan Rößner, ich bin 37 Jahre alt und gelernte Historikerin. Seit Ende 2013 lebe ich plastikfrei, und 2014 gründete ich monomeer.de, einen Webshop für Produkte, die ohne fossiles Plastik hergestellt und verpackt sind.monomeer versendet komplett plastikfrei und ist hinsichtlich seiner Produkte absolut transparent. Wir informierennicht nur darüber, wo ein Produkt hergestellt wurde, wir nennen auch vollkommen unverblümt unsere Hersteller und Lieferanten.
Wie ist die Idee zu monomeer entstanden?
Susan Rößner/monomeer: Erdöl als Bestandteil von Kosmetika hat mich schon länger gestört, auch sinnlose Verpackungen fand ich seit jeher nervig. Ein echter Wendepunkt für mich war erst der Film „Plastic Planet“, der mir die Folgen unseres übermäßigen Plastikkonsums recht deutlich vor Augen geführt hat. Dass man im Alltag weitgehend auf Plastik verzichten kann, kam mir trotzdem erstmal nicht in den Sinn – bis ich von der österreichischen Familie Krautwaschl hörte, die genau dies ziemlich erfolgreich tat: plastikfrei leben. Während eines Besuchs auf einer Eisbärenstation an der Hudson Bay in Kanada entschied ich mich, das ebenfalls mal zu probieren, stieß jedoch schnell an Grenzen, denn plastikfreie Alltagsprodukte waren schwer zu finden. Es fehlte ein Laden, der als One-Stop-Shop Alternativen zu herkömmlichen Produkten anbot. So entstand die Idee zu monomeer.
Von der Idee bis zum Start was waren die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Susan Rößner/monomeer: monomeer ist bisher eigenfinanziert – auch wenn für einige zukünftige Projekte Crowdfunding im Raum steht.
Die größte Herausforderung liegt sicher darin, gute Produkte zu finden. Viele sind auf den ersten Blick vielversprechend, kommen für das monomeer-Sortiment aber letztendlich doch nicht in Frage: Etwa weil der Hersteller auf eine Plastikverpackung besteht oder weil die Produkte aus China kommen. Das geht für mich gar nicht. Nachhaltigkeit beinhaltet immer auch soziale und politische Aspekte.
Welche Wege gehen Sie, um Ihr Startup Unternehmen am Markt zu etablieren? Welche Rolle spielen Gründer und Startup Events/Wettbewerbe?
Susan Rößner/monomeer: Ich kann sagen, was ich nicht mache: monomeer ist nicht bei facebook! Es ist immer wieder schwierig, das zu erklären, und gerade als Gründerin bekommt man oft zu hören, dass Facebook ein absolutes must-do sei. Aber auch hier halte ich es mit der Prämisse, dass Nachhaltigkeit mehr ist als Umweltschutz. Es geht vielmehr darum, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und Datenschutz und Privatsphäre gehören für mich zu einem guten Leben einfach dazu. Die Interessen von Facebook stehen meinen also diametral gegenüber – Grund genug für mich, auf Facebook zu verzichten.
Gründer- und StartUp Wettbewerbe waren und sind für mich extrem hilfreich. Dass ich einen RegionalCup des Elevator Pitches BW gewonnen habe, hat mir viele Türen geöffnet. Und auch wenn man in einem Wettbewerb keinen Preis gewinnt, geht man immer mit neuen Kontakten, Ideen und Anregungen nach Hause.
Wie viel Plastikmüll hat eine Familie im monatlichen Durchschnitt?
Susan Rößner/monomeer: Jede/r Deutsche verbraucht durchschnittlich 117 Kilogramm Kunststoff pro Jahr – angesichts der immer leichter werdenden Verpackungen ist das eine ganze Menge. Die meisten Familien berichten mir von etwa 4 bis 5 Gelben Säcken pro Monat, und sie würden dies gern reduzieren. Was man sich immer vor Augen halten sollte: Jeder kann tatsächlich etwas tun. Mein letzter Gelber Sack hat 10 Monate überdauert. Wem das zu ambitioniert ist, der kann schrittweise Plastik einsparen und wird an seinem kleiner werdenden Müllberg sehen, dass jedes eingesparte Stück Müll hilft.
Wie schwierig ist es ganz ohne Plastik zu leben?
Susan Rößner/monomeer: Gerade anfangs erfordert das etwas Organisation und Zeit. Viele Produktalternativen findet man auf monomeer, aber gerade im Lebensmittelbereich muss man etwas recherchieren, um vor Ort die Läden zu finden, die müllarme Varianten anbieten. Wenn man einmal pro Woche Zeit findet, einen Wochenmarkt zu besuchen, ist aber schon viel getan. Nach einiger Zeit wird man feststellen, dass das Leben einfacher wird. Denn man weiß genau, wo man was einkaufen kann. Eine Vielzahl von Konsumentscheidungen müssen gar nicht mehr getroffen werden – eine unheimliche zeitliche Erleichterung und ein großer Gewinn an Lebensqualität.
Welche Produkte findet der Kunde auf monomeer?
Susan Rößner/monomeer: Zum Sortiment von monomeer gehören Haushalts- und Bürowaren sowie Kosmetik. Besonders beliebte Produkte sind beispielsweise das aluminiumfreie (und wirksame!) Deo in der Papierhülse, Stoffbeutel für den Gemüsekauf oder Textmarker aus Holz.
Wie ist das bisherige Kundenfeedback?
Susan Rößner/monomeer: Die Rückmeldungen sind rundum positiv. Viele Menschen, die Plastikmüll vermeiden wollen, freuen sich darüber, dass sie die durch das plastikfreie Leben plötzlich entstehenden Alltagsprobleme in einem Rutsch lösen können – etwa, wo man plastikfreie Zahnpasta herbekommt. monomeer spart hier einfach viel Recherche- und Einkaufszeit. Ich meinerseits freue mich, dass das Müll vermeiden dadurch einfacher wird und wir so eventuell ein paar mehr Menschen davon überzeugen können, auf unnötige Verpackungen und Plastik zu verzichten.
monomeer wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Susan Rößner/monomeer: Das monomeer-Sortiment soll auf alle Fälle weiter ausgebaut werden und noch mehr gute Lösungen für den plastikfreien Alltag liefern. Auch das Herstellen von eigenen Produkten könnte ich mir vorstellen.
Zum Schluss: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Susan Rößner/monomeer: Nur das tun, wovon man wirklich überzeugt ist – das eigene Unternehmen ist die Chance, alles so zu machen, wie man es selbst für richtig hält. Das Kleingedruckte lesen. Auch mal schlafen.
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Wir bedanken uns bei Susan Rößner für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.