Sonntag, April 2, 2023
StartStartuppixolus Datenerfassung per Smartphone Kamera

pixolus Datenerfassung per Smartphone Kamera

Pixolus ist spezialisiert auf mobile visuelle Datenerfassung

Das Kölner StartUp pixolus  ist spezialisiert auf mobile visuelle Datenerfassung. Die Bilderkennungsexperten nutzen die Kameras von Smartphones und Tablets, um Daten zu erfassen. Darüber hinaus berät das Team aus Ingenieuren, Informatikern und Betriebswirten Unternehmen in Sachen Computer Vision, Data Mining und Machine Learning.

Herr Krausz, wie ist die Idee zu pixolus entstanden und wer steckt hinter pixolus?
Krausz: Initialgeber für pixolus war mein Kollege Mark Asbach. Die Idee, sich selbständig zu machen, rührt noch aus seiner Zeit als Projektleiter am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS). Grundidee: Smartphones haben heutzutage ausgezeichnete Kameras sowie hervorragende Prozessoren. Viele Menschen haben ihr Smartphone ständig dabei und nutzen ihr es im Alltag, um z.B. Kontoverbindungen oder Artikelnummern einzutippen – doch das ist lästig und fehlerträchtig. Mark hatte die Vision, Software zu erstellen, die Smartphones zu Scannern macht. Gemeinsam mit seiner Fraunhofer-Kollegin Barbara Krausz (übrigens meine Schwester) fiel der Entschluss, hierzu ein eigenes Unternehmen zu gründen. Das Team wurde schnell erweitert: Barbara zog mich als Betriebswirt hinzu, Mark sprach seine ehemaligen Kommilitonen Markus Beermann, Marco Lierfeld und Steffen Kamp an. Die drei hatten ebenfalls an der RWTH in Aachen studiert und waren inzwischen als Ingenieure bei den Branchengrößen Bosch, Philips und Panasonic tätig. Offiziell ins Handelsregister eingetragen wurde pixolus dann im Dezember 2013.

Von der Idee bis zum Start was waren die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Krausz: Am Anfang stand die Herausforderung, die zunächst vage Vorstellung so weit zu entwickeln, dass sie immer greifbarer wird – für einen selbst, für Freunde, Familie und mögliche Mitstreiter. Für die Bilderkennung per Smartphone-Kamera sehen wir Anwendungsmöglichkeiten in ganz unterschiedlichen Branchen wie Energie, Banken, Handel oder Logistik. Diese Vielfältigkeit ist eine Riesenchance für uns – macht es zugleich aber auch schwer, da wir nicht alle Branchen gleichzeitig angehen können. Wir haben daher am Anfang viel Zeit für Recherchen und Sondierungsgespräche investiert. Und wir haben viel diskutiert. Unsere Diskussionskultur kommt auch daher, dass alle sechs Gründungsgesellschafter im Unternehmen arbeiten. Natürlich bringt jeder viel Herzblut mit und da dauert eine Abstimmung wie z.B. die Festlegung auf unseren Firmennamen „pixolus“ schon einmal etwas länger…
Wie bei den meisten Gründungen war und ist die Finanzierung eine Herausforderung. Hilfreich waren Fördermittel, erste Kundenaufträge sowie Geldpreise aus gewonnenen Gründerwettbewerben. So waren wir nach einer Auswertung von fuer-gruender.de 2014 das zweiterfolgreichste Start-Up bei deutschen Gründerwettbewerben. pixolus ist bis heute eigenfinanziert. Es gibt immer wieder Anfragen von Investoren. Wir wollen möglichst autark bleiben und die Richtung unseres Unternehmens selbst bestimmen, aber natürlich könnten wir manche Themen mit Finanzierungsunterstützung schneller angehen. Es kommt aber auf die Rahmenbedingungen an und ein Investor muss auf jeden Fall menschlich und fachlich zu uns passen.

Welche Wege gehen Sie, um Ihr StartUp Unternehmen am Markt zu etablieren?
Krausz: Wir gehen aktiv auf potentielle Kunden und Partner zu. Schon sehr früh waren wir auf Messen wie der CeBIT mit eigenen Ausstellerständen präsent und haben Vorträge auf Veranstaltungen gehalten – dadurch wurden Interessenten auf uns aufmerksam und wir haben schon früh viel Feedback zu unseren Ideen bekommen.
Hilfreich war auch die Berichterstattung über uns in vielen Fachmedien und Internetportalen. Ansonsten nutzen wir unsere Website und Social Media Kanäle, um uns zu profilieren: Wir unterhalten einen Twitter-Kanal und ein Facebook-Profil  und transportieren News und Stellungnahmen zu Branchenentwicklungen über unseren eigenen Blog .
Auf das Bekanntwerden folgt dann das Überzeugen: Neben ersten Beratungsprojekten und Machbarkeitsstudien haben wir auf unser erstes eigenständiges Produkt hingearbeitet. Mit pixometer haben wir eine marktreife Lösung zur Zählerstandserfassung per Smartphone-Kamera entwickelt. Unsere App ist in einer Basisversion im App Store und bei Google Play kostenfrei verfügbar – Privatanwender können damit ganz einfach ihren Strom- oder Gaszähler per Kamera erfassen. Dies ist zugleich ein Marketing-Instrument, denn natürlich sollen Entscheidungsträger von Stadtwerken und Energieversorgern auf uns aufmerksam werden.

Sie sind zuletzt für das Webinale Startup des Jahres und den eco Award 2015 nominiert. Wie motivierend ist das für Sie auch unter dem Gesichtspunkt, dass dadurch viele Interessenten und auch Medien auf Sie aufmerksam werden?
Es hilft uns sehr, für namhafte Awards nominiert zu werden und tatsächlich haben wir ja auch schon den ein oder anderen Preis gewonnen. Ich will auch gerne zugeben, dass es uns stolz macht, von hochkarätig besetzten Jurys ausgezeichnet zu werden. Eine ehrliche Anerkennung von Leistung freut doch jeden Menschen. In vielen Wettbewerben haben wir von Gutachtern wertvolle Hinweise bekommen. Ein ganz wichtiger Faktor ist die Berichterstattung in Medien im Umfeld von Gründungswettbewerben. Hierdurch wurden schon viele Multiplikatoren und Interessenten auf uns aufmerksam.

Wer ist die Zielgruppe von pixolus und wie funktioniert pixolus?
pixolus selbst ist eine Art „Dachmarke“, unter der wir unsere Fachwissen zur Bilderkennung und Datenerfassung anbieten. Interessant ist dieses für nahezu jede Branche und eine Fülle von Anwendungsfällen, wo nach wie vor Daten abgeschrieben bzw. manuell eingegeben werden müssen, um digital weiterverarbeitet werden zu können. Getreu unserer Devise „Abtippen war gestern!“ liefern wir maßgeschneiderte Lösungen, um veraltete Prozesse der Datenerfassung und -digitalisierung zu optimieren.
Ein konkreter Anwendungsfall ist die Erfassung von Zählerständen in der Energiewirtschaft, die noch heute durch meist mehrstufige manuelle Eingabe erfolgt: Energiekunden notieren den Zählerstand ihres Strom- oder Gaszählers auf eine Postkarte oder geben diese telefonisch durch. Diese Daten werden dann wiederum von Energieversorgern aufgegriffen und in die jeweiligen Systeme eingegeben. Wir haben dazu eine Alternative erstellt: Mit unserer App „pixometer“ können Zählerstände einfach per Kamera abgescannt werden. Die Daten werden auf dem Smartphone digitalisiert und können anschließend direkt ins Abrechnungssystem des Versorgers eingespeist werden. Damit fällt nicht nur das lästige Abtippen weg, insbesondere eben Prozesskosten (Postkartendruck, Porto, Eingabe) wie auch Kosten zur Fehlerkorrektur (Falschangaben, Vertipper, Unleserlichkeit). Rechnet man dies auf weit über 800 Stromanbieter, Millionen von Zähler und eine noch größere Zahl an Ablesungen hoch, gibt es hier viel Geld zu sparen – und dass ohne teure Investitionen in komplett neue „intelligente“ Erfassungssysteme, die wartungsbedürftig sind und bisher noch auf keinem einheitlichen Standard fußen. Falls Energieversorger Ablesemitarbeiter einsetzen, können sie unsere Technik auch in die von diesen verwendeten Erfassungsgeräte integrieren.

Wie ist das Feedback der Kunden?
Krausz: Das Feedback der bisher gewonnenen Kunden und Partner ist durchweg positiv. Unsere Bilderkennung funktioniert noch nicht immer und überall – gerade bei selten vorkommenden Zählertypen müssen wir unsere Software noch verbessern. Das können wir durch unseren „Trainingsansatz“: Wir haben eine große Datenbank mit Fotos der in Deutschland verwendeten Zähler unter unterschiedlichen Aufnahmebedingungen aufgebaut. Wir bringen unserer Software die Erkennung von Ziffern auch unter schwierigen Lichtbedingungen bei; unsere Software „lernt“ daraus und die Erkennungsraten steigen. Unsere Kunden wissen es zu schätzen, dass wir uns auf sie einstellen und unsere Software auf ihre Bedürfnisse anpassen und stetig weiter verbessern.

pixolus wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Krausz: Wir möchten uns natürlich nicht auf die Bilderkennung von Strom-, Gas- oder Wasserzählern beschränken. Unsere App zur effizienten Zählerablesung ist eben nur ein Beispiel für eine fortschrittliche Antwort auf noch veraltete Prozesse der Erfassung und Digitalisierung von Daten und Bildinhalten. Auch bei Banken oder z.B. im Handel sehen wir großes Potenzial, um Prozesse mit Hilfe von Bilderkennung zu digitalisieren.
Wo wir uns in fünf Jahren sehen? Naja, als junges Start-Up gestaltet es sich schwierig, so weit in die Zukunft zu schauen. Wir arbeiten jedoch daran, pixolus als führenden Anbieter für mobile visuelle Bilderkennungs- und Datenerfassungslösungen zu etablieren – auch außerhalb Deutschlands. Die bisherige Entwicklung stimmt uns zuversichtlich.

Zum Schluß: Welche Tipps haben Sie für angehende Gründer?
Krausz: Erster Erfolgsfaktor ist ein gutes Team – natürlich müssen darin die nötigen fachlichen Kompetenzen abgedeckt sein. Fast noch wichtiger: Die Teammitglieder müssen auch menschlich zueinander passen. Eine gewisse Unterschiedlichkeit in der Herangehensweise an Themen ist durchaus hilfreich, damit auch verschiedene Blickwinkel in die Abstimmung einfließen. Als zweiten Erfolgsfaktor sehe ich eine von allen geteilte Vision: Welche Innovation strebt das Unternehmen an? Dazu kommt dann als dritter Erfolgsfaktor die Orientierung an Kundenwünschen und die konsequente Umsetzung. Dazu braucht man durchaus eine gewisse Hartnäckigkeit.

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Wir bedanken uns bei Stefan Krausz für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Sabine Elsaesser
Sabine Elsaesser
Sabine Elsässer ist seit 2008 Leitende Redakteurin des UNITEDNETWORKER. Seit Anfang der 1990ern bis zum Jahre 2007 hat Sie mit Ihrem Mann Markus Elsässer für verschieden Direct Selling Unternehmen große Internationale Vertriebsorganisationen aufgebaut. Seit einigen Jahren schlägt Ihr Herz für die Startup und Crowdfunding Szene, die Sie nicht nur durch die Magazine sondern auch als Investor und Mentor unterstützt.

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