Radioscreen synchronisiert die Audio-Werbung mit Bild-Werbung auf den Bildschirmen der Radio-Sender-Apps
Stellen Sie sich und Ihr Startup Unternehmen Radioscreen doch kurz vor!
Ulrich Bunsmann: Radioscreen ist, wie der Name schon nahelegt, ein Unternehmen, das sich zunächst mal mit dem Thema Radio beschäftigt. Konkret geht es uns darum, Radio zu einem ernst zu nehmenden Player im Bereich Mobil-Werbung zu machen. Die deutschen Radio-Sender sind mit ihrer starken Hörerbindung und über 16 Millionen downgeloadeter Sender-Apps eigentlich dafür prädestiniert, ihr Anteil am Mobil-Werbe-Kuchen ist bisher aber noch verschwindend gering. Wir denken, dass wir einen Weg gefunden haben, das zu ändern. Diesen Weg zu realisieren ist mir als jemand, der fast vom Beginn des deutschen Privat-Radios an in dieser Branche tätig ist, ein ganz besonderes Anliegen
Wie ist die Idee zu RadioScreen entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Ulrich Bunsmann: Meinen Partner Thoralf Nehls habe ich kennengelernt über ein anderes Projekt, für das er meine Radio-Expertise nutzen wollte. Im Rahmen dieses Projekts ging es auch um die Effektivität der Radio-Werbung, und wie man sie steigern könnte. Dabei entstand dann der Gedanke, die akustischen Radio-Spots mit Bildwerbung aufzuwerten und über die Apps der Radio-Sender interaktiv zu machen.
Von der Idee bis zum Start: Was waren die größten Herausforderungen?
Ulrich Bunsmann: Die Idee war relativ schnell geboren: Wir synchronisieren die Audio-Werbung mit Bild-Werbung auf den Bildschirmen der Radio-Sender-Apps. Aber zunächst mussten wir mal prüfen, ob es wirklich eine so neue Idee war. Und weder Thoralf Nehls noch ich sind App-Programmierer, wir brauchten also Entwicklungspartner, die sich möglichst sowohl mit dem App-Geschäft wie am besten auch mit der Radio-Branche auskannten. Den kompetenten Patent-Anwalt zu finden, der den Innovationswert der Idee prüfte, war aufgrund der Kontakte meines Partners noch vergleichsweise einfach, mittlerweile ist unsere Lösung auch zum Patent angemeldet. Länger hat es gedauert, den Entwicklungspartner für unsere doch sehr branchenspezifische Konzeption zu finden, vor etwa 1 Jahr haben wir uns mit dem Hamburger Entwickler AppWerk zusammengetan, der zu den Pionieren der Radio-App-Entwicklung gehört und 2009 ein App-Konzept für die Sender der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk programmiert hatte.
Wie haben Sie sich finanziert?
Ulrich Bunsmann: Wir haben unser Unternehmen vor 2 Jahren gegründet, zunächst mit Eigenmitteln der Gründungsgesellschafter. Vor 1 Jahr haben wir die AppWerk-Inhaber als Gesellschafter in unser Unternehmen aufgenommen, die zudem bereits programmierte App-Entwicklungsteile mit in die Gesellschaft einbrachten. Im Frühjahr dieses Jahres haben wir noch mal die Eigenmittel erhöht, im Sommer waren wir dann mit einer ersten, kleineren Finanzierungsrunde erfolgreich.
Wer ist die Zielgruppe von RadioScreen?
Ulrich Bunsmann: Die Zielgruppe von RadioScreen waren ursprünglich die kommerziellen Radio-Sender, zunächst in Deutschland, perspektivisch aber auch in Europa und darüber hinaus. Das wäre an sich schon ein riesiger Markt mit fast 50 Milliarden US-Dollar weltweit. Aber mittlerweile haben wir erkannt, dass die von uns entwickelte Technologie Potential weit über den Radio-Markt hinaus hat. So können z.B. Radio-Apps mit In-store-Werbung verknüpft werden, oder unsere Technologie kann crossmedial in der Kino-Werbung oder als Loyalty-Programm eingesetzt werden, das eröffnet natürlich noch ganz andere Möglichkeiten.
Wie funktioniert RadioScreen?
Ulrich Bunsmann: Als Basis-Idee ist RadioScreen eine White Label-Lösung für die Smartphone-Apps von Radio-Sendern, die wir dem Partner-Sender zur Verfügung stellen. Entweder als Komplett-Angebot im „Look andFeel“ des Senders oder auch als Software Development Kit, das wie eine Art Plug-in an die bestehende App des Senders angedockt werden kann. Das technologische Herzstück ist etwas, was wir audio-visuelle Synchronisation nennen: Immer, wenn im Radioprogramm die Botschaft eines Werbekunden oder auch eine Eigenwerbung des Radio-Senders ausgestrahlt wird, erscheint bei Einsatz dieser Technologie in der Smartphone-App des Senders eine dazugehörige Bild-Werbung, die dann z.B. auch mit einer Landing Page verknüpft werden kann. Technisch funktioniert das Ganze durch die Einbringung eines zusätzlichen, nicht hörbaren Signals in die zugrundeliegende Audio-Datei. Außerdem bieten wir eine Vielzahl von Features an, mit denen die Hörer des Programms noch enger mit dem Radio-Sender verbunden werden, um die Nutzung der App und damit eben auch die Wirksamkeit der Werbung zu erhöhen. Die audio-visuelle Synchronisation bietet, wie ich ja schon zuvor gesagt habe, noch eine ganze Fülle weiterer Möglichkeiten. Das jetzt alles zu erklären, würde aber sicher den hier gegebenen Rahmen sprengen.
Wie viel kostet der Service von RadioScreen?
Ulrich Bunsmann: Für die Radio-Sender ist unsere White Label-Lösung zunächst kostenlos. Das gilt für das Setup für eine neue Sender-App oder auch das Bereitstellen des SDK zum Andocken an die bestehende App. Wir wollen dann allerdings beteiligt werden, wenn die Sender durch den Einsatz unserer Technologie zusätzliche Umsätze aus dem Bereich der Mobil-Werbung erzielen. Es wäre vermutlich keine gute Idee, weiter ins Detail zu gehen, vielleicht nur so viel: Das sollte für beide Seiten, unsere zukünftigen Radio-Partner und für uns, ein lukratives Geschäft werden
RadioScreen , wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Ulrich Bunsmann: Wenn man ehrlich ist, kann man in einer Zeit voller Umbrüche wie der heutigen eine solche Frage kaum beantworten, ich neige auch von meinem Naturell her hier eher zu Zurückhaltung und Vorsicht. Aber natürlich haben wir Pläne und Vorstellungen. In 5 Jahren wollen wir etwa die Hälfte der kommerziellen Radios in Deutschland als Partner gewonnen, auch im europäischen Ausland Fuß gefasst , und unser Produkt in den USA eingeführt haben. Und wir wollen das crossmediale Potential von RadioScreen jenseits des reinen Radio-Bezugs entwickeln, national wie möglichst auch international. Vermutlich wird manches anders kommen als geplant, aber wenn es gut läuft, gilt ohnehin: The sky is the limit.
Zum Schluss: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Ulrich Bunsmann: Kurz gefasst: Eine zu knappe Finanzdecke vermeiden, Geduld und Nerven bewahren, zu große kurzfristige Erwartungen vermeiden, Rückschläge einkalkulieren. Am Ende dauert alles länger und ist komplizierter als gedacht und geplant. Nicht davon ausgehen, dass man der nächste High-Flyer à la Google oder Facebook ist, sondern sich auf die Mühsal der Ebene einstellen. Erfolg braucht manchmal einfach auch nur Zeit.
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Wir bedanken uns bei Ulrich Bunsmann für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.