Stellen Sie sich und Ihr Unternehmen doch kurz unseren Lesern vor!
Skjlls macht Gehälter und Tagessätze auf Basis individueller Fähigkeiten miteinander vergleichbar. Durch die Verwendung von Fähigkeiten anstelle von Berufsbezeichnungen ist der Gehaltsvergleich von Skjlls deshalb um ein Vielfaches genauer als alle bestehenden kostenlosen Online-Gehaltsvergleiche.
Entwickelt haben wir Skjlls in einem Team von fünf Freunden. Wir kennen uns alle schon sehr lange und haben dutzende Projekte gemeinsam als Dienstleister-Team in der Digital-Branche umgesetzt. Mit Skjlls.com haben wir nun unser erstes eigenes Projekt gestartet.
Wie ist die Idee zu Skjlls entstanden? Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?
Bei jeder Beförderung oder jedem Jobwechsel sind bei jedem von uns regelmäßig immer wieder die gleichen Fragen aufgetaucht: Wie viel kann ich verlangen? Verdiene ich genug? Welches Gehalt wäre für diese Position angemessen?
Aussagekräftige Antworten auf diese Fragen zu bekommen, ist sehr schwierig. Die Medienbranche, aus der wir alle stammen, ist beim Thema ‚Gehalt‘ extrem verschwiegen. Von den bestehenden Online-Gehaltsvergleichen erhält man nur sehr ungenaue Antworten. Das liegt daran, dass sie meistens nur auf Jobtiteln basieren.
Für einen ‚Artdirector‘ aus einer Online-Agentur wäre es aber z. B. nicht sinnvoll, wenn er sein Gehalt mit dem eines ‚Artdirectors‘ bei einem Print-Magazin vergleichen würde. Beide haben zwar dieselbe Berufsbezeichnung, aber vollkommen unterschiedliche Fähigkeiten. Die Ergebnisse von Gehaltsvergleichen, die auf Jobtiteln basieren, sind entsprechend ungenau.
Skjlls ist entstanden, weil wir die Unzulänglichkeiten auf Jobtitel basierender Gehaltsvergleichs-Portale erkannt haben. Demgegenüber kennen wir aus eigener Erfahrung den Bedarf nach aussagekräftigen Gehalts-Informationen.
Als Gründerteam besitzen wir zudem die benötigten Fähigkeiten um ein Projekt wie Skjlls in seiner Komplexität ohne fremde Hilfe umzusetzen. Da wir alle Freelancer in der Medienbranche sind, mussten wir zudem nicht erst kündigen oder uns aus einer Festanstellung freischaufeln um Zeit für die Entwicklung von Skjlls zu schaffen. Und da wir bereits viele Projekte gemeinsam umgesetzt haben, konnten wir größtenteils ausschließen, dass wir uns während der Entwicklung in die Haare kriegen.
Letztlich kann man also sagen, dass alle Variablen für uns gepasst haben. Also haben wir einfach losgelegt.
Was war bei der Gründung Ihres Unternehmens die größte Herausforderung?
Wir vergleichen unsere User auf Basis von bis zu 3.000 unterschiedlichen Kriterien untereinander. Jedes Mal, wenn einer der User den Gehaltsvergleich nutzt oder dessen Kriterien verändert, können dadurch mehrere Milliarden Rechenoperationen ausgelöst werden, da alle User mit allen anderen Usern erneut verglichen werden. Gehaltsvergleichs-Ergebnisse bei diesen Berechnungs-Mengen in Echtzeit anzeigen zu können, war deshalb sicherlich die größte Herausforderung. Schließlich sind wir nicht Microsoft oder Amazon, die Millionen in gigantische Rechenzentren investieren können.
Nicht inhaltlich aber nervlich herausfordernd war zudem der Behörden-Marathon. Der Service von Skjlls ist erst seit 4 Wochen öffentlich verfügbar. Trotzdem haben wir bereits zwei überquellende Aktenordner mit behördlichen Formularen und Angaben angesammelt. Für einen kostenlosen Service, der derzeit keinerlei Einnahmen generiert, ist dieser Aufwand absurd.
Dass jedes Unternehmen zum Schutze seiner Nutzer und Kunden auf rechtlich sicheren Beinen stehen sollte, ist klar. Wäre dem Start von Skjlls.com nicht eine längere Entwicklungszeit vorangegangen, dann hätte sich einer der Fünf von uns in Vollzeit um das Thema „Behörden“ kümmern müssen. Hier sollte Deutschland dringend nachbessern. Mit den derzeitigen Anforderungen werden Innovationen und Unternehmensgründungen eher verhindert, als gefördert.
Wer ist die Zielgruppe von Skjlls?
Derzeit beschränkt sich der Gehaltsvergleich auf Festangestellte und Freelancer aus der Medienbranche. Eine Erweiterung des Angebots um weitere Berufsgruppen, Branchen, Länder und Sprachen ist allerdings schon vorgesehen und technisch auch schon vorbereitet.
Für den Moment beobachten wir jedoch erst einmal die Nutzung und Verhaltensweisen unserer User aus der deutschen Medienbranche.
Wie funktioniert Skjlls?
User können ihren Kenntnisstand zu verschiedenen, in der Medienbranche üblichen Fähigkeiten angeben. Wie viele Fähigkeiten ein User angibt, kann er selbst entscheiden. Umso mehr er angibt, desto genauer wird allerdings sein Gehaltsvergleich.
Nach der Eingabe sucht der ‚Skjlls-Graph‘ nach Usern, die dieselben oder zumindest sehr ähnliche Fähigkeiten besitzen und stellt die Verteilung ihrer Gehälter und weiterer Karriereinformationen anonymisiert in grafischen Charts dar.
Skjlls wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Als nächstes werden wir ein Userprofil integrieren, durch das Festangestellte und Freelancer sich und ihre Fähigkeiten darstellen können. Über eine dazugehörige Suche können Unternehmen dann gezielt nach Kandidaten suchen. Natürlich nur, insofern unsere User denn gefunden werden möchten.
Wir gehen davon aus, dass der Fachkäftemangel und die Überalterung der Bevölkerung in den kommenden Jahren weiter voranschreiten. Der Wert von ‚Arbeitskraft‘ wird sich dadurch in der Zukunft gewaltig verändern.
Dass qualifizierte Arbeitnehmer sich künftig noch durch Anzeigenportale wühlen, bezweifeln wir. Vielmehr werden Unternehmen immer häufiger aktiv nach Arbeitnehmern suchen müssen und dann um sie buhlen.
Dieses derzeit vorherrschende Rekrutierungsmodell halten wir für vollkommen antiquiert. Ein erfolgreiches ‚Matching‘ ist technologisch heutzutage überhaupt kein Problem. Trotzdem dominiert im Job- und Recruiting-Bereich weiterhin ein Anzeigenmodell nach dem „Post & Pray“-Prinzip. Unternehmen schalten zu horrenden Preisen Anzeigen und hoffen dann, dass zufällig zur richtigen Zeit der richtige Kandidat auf genau diesem Portal die eigene Anzeige findet – und sich dann auch noch bewirbt. Der Streuverlust ist dabei überwältigend hoch. Vermutlich verdienen Jobportale mit dem Anzeigen-Prinzip aber so viel Geld, dass sie gar nicht daran denken, in Matching-Technologien zu investieren um für Unternehmen die richtigen Kandidaten zu finden.
Skjlls wird deshalb zu einer Karriereplattform weiterentwickelt, die es Unternehmen ermöglicht, Arbeitnehmer mit den gewünschten Qualifikationen zu finden. Und dies ohne Streuverluste und Wartezeiten, wie bei Anzeigen-basierten Jobportalen.
Zum Schluss: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Die richtigen Partner:
Glaubt man den diversen Erfahrungsberichten im Netz, dann sind ‚Meinungsverschiedenheiten‘ der Startup-Killer Nummer 1. Das richtige Team ist deshalb essentiell. Idealer Weise haben alle deine Partner verschiedene Fähigkeiten, die sich in der Summe ergänzen. Wenn du auch nur in Teilen auf fachliche Hilfe von außen angewiesen bist, brauchst du den entsprechenden Geldbeutel dafür.
Dein Zeitplan ist falsch:
Es kommt immer anders, als du denkst. Und alles dauert länger, als du denkst. Für jeden Task, den du dir vorstellen kannst, solltest du deshalb doppelt so viel Zeit einplanen. Und dann noch einmal 30% mehr, für all das, was du dir nicht vorstellen kannst.
Du brauchst eine entsprechende Runway:
Deutschland ist ein eher unrühmlicher Nährboden, wenn es um das Funding von Startups geht. Viele, die kein Eigenkapital besitzen, laufen ein halbes Jahr mit einer Präsentation in der Tasche durch die Gegend und versuchen Geldgeber zu finden. Meist erfolglos. Wenn du dein Glück versuchen möchtest, solltest du also mindestens für die Entwicklung deines ersten Prototypen ausreichend eigene finanzielle Mittel einplanen. Mit einem erfolgreichen Prototypen in der Tasche steigen auch deine Chancen für ein externes Funding.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Gunnar Stenzel für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.