Zentrales Fundbüro – unkompliziert nach Vermisstem, Entlaufenem, Verlorenem oder Gestohlenem suchen
Wie ist die Idee zum Zentralen Fundbüro entstanden, wann wurde die Firma gegründet, wer steckt hinter dem Zentralen Fundbüro? Und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Markus Schaarschmidt/ Zentrales Fundbüro : Die Idee entstand wie so oft aus einem selbst erlebten Problem heraus. Um genau zu sein: ein vergessener Rucksack, den ich an einer Haltestelle habe liegenlassen. Gemerkt hatte ich das aber erst, nachdem er außerhalb meiner Reichweite war – USB-Stick, Geldbeutel und andere persönliche Gegenstände waren somit vorerst verschollen.
Ich hänge aber an meinen Sachen und wollte sie zurück, daher begab ich mich auf eine Suche, die letztlich einer Odyssee glich. Vom städtischen Fundbüro Frankfurt, das den Bürgern selbst heute noch keine online Option bietet, über die Fundstellen der Bahn und des örtlichen Nahverkehrs bis hin zu anliegenden Restaurants und Geschäften habe ich alles versucht. Mitgeteilt wurde mir immer wieder dasselbe: „Tut mir Leid, noch nichts, versuchen Sie es irgendwann anders wieder.” Sehr frustrierend. Die Option, mich bei einem Fund zurückzurufen, war und ist bei den offiziellen Fundbüros auch nicht gegeben.
Natürlich suchte ich auch im Internet nach einer zentralen Anlaufstelle für Lost and Found-Angelegenheiten, musste aber feststellen, dass es eine solche Seite noch nicht gab. Also folgten regelmäßige Scans der zum Großteil doch schon in die Jahre gekommenen Fundportale. Das wiederholte Durchforsten stärkte immer mehr meine Überzeugung, dass ich ein nutzerfreundlicheres System aufziehen kann; der Informatiker in mir wurde sozusagen herausgefordert. Da musste ich tätig werden – so entstand die Plattform ZentralesFundbüro.de und ging im April 2014 online. Schlicht und ergreifend wollte ich, dass es andere in einer ähnlichen Situation zukünftig leichter haben.
Da ZentralesFundbüro.de ein wirklich umfassendes Portal anstrebt, an dem sich möglichst alle beteiligen, sprach ich Unternehmen an, die mit Fundsachen in Berührung kommen, wie Clubs, Hotels, Flughäfen, etc. Mein Plan war eigentlich, dass diese ihre Fundsachen über eine Schnittstelle direkt bei uns in der Plattform einbetten. Immer wieder kam aber von deren Seite derselbe Vorschlag: „Habt ihr nicht eine Software oder App, mit der wir den ganzen Prozess vereinfachen können?” Es ist logisch, doch da wurde uns erst bewusst, dass das Handling von Lost and Found-Anforderungen nicht zum Kerngeschäft der Unternehmen gehört und einen gehörigen Mehraufwand erzeugt. So entstand die Idee eines völlig neuen B2B-Geschäftszweigs und letztlich die Enterpriselösung „Fundbüro Manager”.
Das Gründerteam besteht aus Antonio Vega und mir (Markus Schaarschmidt). Antonio kenne ich noch aus Schulzeiten und wir haben schon in der Ideenphase unsere Köpfe zusammengetan – und das nicht zum ersten Mal. Auch bei vergangenen Projekten wie WebcamCover haben wir hervorragend zusammengearbeitet. Daher war klar, dass das auch beim Zentralen Fundbüro der Fall sein würde, da wir uns in unseren Expertisen einfach prima ergänzen. Dazu ist es natürlich von Vorteil, mit jemandem etwas aufzuziehen, dessen Macken einem bekannt sind. Das gilt anders herum natürlich auch.
Von der Idee bis zum Start, was waren die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Markus Schaarschmidt/ Zentrales Fundbüro : Nach der initialen Idee war die Umsetzung eine echte Herausforderung. Eine Plattform wie unsere hatte es ja noch nicht gegeben, da konnten wir uns nicht einfach irgendwo an einem vorhandenen Grundgerüst orientieren. Da war eine ordentliche Portion Recherche und Laufarbeit erforderlich. Aber die Nachtschichten haben sich gelohnt, denn der Vorteil ist jetzt natürlich, dass wir die erste Meta-Suchmaschine für Lost and Found vorzuweisen haben – einen Pionierstatus, den wir ausschöpfen wollen. Den Fundbüro Manager zu entwickeln war eher straight forward, da ich als Informatiker aus der Anwendungsentwicklung komme. Hauptsächlich musste hier einfach frühzeitig der Kontakt zu Unternehmen, also unserer Zielgruppe, gesucht werden, um deren Anforderungen entsprechend mit in die Planung aufzunehmen.
Jetzt befinden wir uns in einer Phase, in der die Plattform von immer mehr Nutzern wahrgenommen wird, was wiederum ganz andere Herausforderungen birgt, um auch in Zukunft entsprechend gerüstet zu sein. Daher haben wir vor kurzem einen Server- und Systemwechsel vollführt, wodurch die Seite nun auch spürbar schneller aufrufbar ist. Im Backend haben wir ebenfalls einiges automatisiert, sodass Einträge noch schneller freigeschaltet werden.
Die Finanzierung konnten wir bisher komplett selbst stemmen, da das Projekt „Zentrales Fundbüro” unter dem Dach meines bestehenden Unternehmens NEOSULTING GmbH aufgezogen wird. So ließen sich die notwendigen Ressourcen leichter organisieren. Eine Ausgliederung in ein eigenes Unternehmen ist aber vorgesehen, weil unsere zukünftigen Vorhaben in der geplanten Größenordnung so schneller und einfacher realisierbar sind. Mit einem starken Investor lässt sich ein solcher Prozess selbstverständlich beschleunigen, weshalb wir derzeit aktiv Gespräche mit potentiellen Partnern führen. Vor allem Business Angels und auch andere private Interessenten spielen hierbei gerade die größte Rolle. Wichtig ist uns, dass es eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist, die das große Potenzial der Idee auch wiederspiegelt.
Welche Wege gehen Sie, um Ihr Startup Unternehmen am Markt zu etablieren? Welche Rolle spielen Social Medias? Wie wichtig ist es aus Ihrer Erfahrung an Events, Messen und Wettbewerben teilzunehmen?
Markus Schaarschmidt/ Zentrales Fundbüro : Vor allem die klassische Pressearbeit bringt dem Zentralen Fundbüro ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Es ist tatsächlich so, dass wir immer wieder erhöhte Zugriffszahlen feststellen, sobald über uns berichtet wird. Auch die proaktiven Anfragen von B2B-Kunden häufen sich in dieser Zeit deutlich. Genauso wichtig sind für uns aktuell aber auch verschiedene Businesswettbewerbe, bei denen wir schon öfter entweder im Finale standen oder sogar gewonnen haben. Diese bringen nicht nur gute PR: Das Networking auf den Prämierungsveranstaltungen und -messen ist ein hervorragendes Tool, um die Bekanntheit zu erhöhen und mit größeren Playern ins Gespräch zu kommen. Die Mundpropaganda ist nicht zu unterschätzen. Plötzlich suchen Ansprechpartner das Gespräch, an deren Kontaktaufnahme man vorher lange vergebens scheiterte.
Die Social Media Kanäle sind auch ein wichtiges Vermarktungstool, gerade für ein Unternehmen wie Zentrales Fundbüro, das von Partizipation lebt. Hier halten wir unsere Supporter auf dem neuesten Stand und machen sogar Investoren und Kunden auf uns aufmerksam. Einen klaren Favoriten kann ich hier allerdings nicht wirklich nennen. Zwar sind wir auf Facebook am aktivsten, doch auch über Twitter und Xing sind schon wertvolle Kontakte entstanden. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Gewinnspiele, die wir über unsere sozialen Netzwerke verbreiten. Das wird von den Followern dann gerne mit Freunden geteilt, wodurch ein noch größeres Publikum auf uns aufmerksam wird.
Werden die Inserate automatisch freigeschaltet oder werden diese von Ihnen vorab überprüft?
Markus Schaarschmidt/ Zentrales Fundbüro : Als zentrale Anlaufstelle bilden wir auch die Inserate von Drittseiten auf unserer Weltkarte ab. Diese „Fremdeinträge” werden durch uns nicht noch einmal überprüft, sondern gehen direkt in das System ein. Allerdings verlinken wir stets zur Originalquelle. Anders bei den direkt an uns übermittelten Einträgen: Diese werden von uns manuell auf ihre Seriosität geprüft und nur freigeschaltet, wenn wir möglichst sicher von der Ernsthaftigkeit eines Eintrags ausgehen können.
Welche Gegenstände kann auf dem Zentralen Fundbüro eintragen?
Markus Schaarschmidt/ Zentrales Fundbüro : Bis auf die Personensuche kann im Prinzip nach allem gesucht werden – von Alltagsgegenständen über Elektronik bis hin zu gestohlenen Fahrzeugen und entlaufenen Haustieren. Neben den Klassikern Schlüssel, Handy, Fahrrad und Geldbeutel sind es vor allem auch Gegenstände mit geringem monetären, aber hohem emotionalen Wert, die bei uns eingehen. Stofftiere sind beispielsweise ganz oben mit auf der Liste. Darüber freuen sich die Eltern, da städtische Fundbüros eher nicht dazu neigen, solche Kleinstgegenstände aufzunehmen – geschweige denn ein öffentliches Gesuch dafür zu publizieren. Selbiges gilt natürlich für die Finder. Gerade solche, die selbst Kinder haben und um die immense Wichtigkeit des Lieblingsteddys wissen, freuen sich, helfen zu können. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Zahl der Haustiereinträge, die täglich inseriert werden.
Wie ist das bisherige Feedback der Kunden? Wie wird der Service von den Kunden aufgenommen?
Markus Schaarschmidt/ Zentrales Fundbüro : Der Service wird durchweg positiv aufgenommen. Klar hat jedes neue Produkt seine Kinderkrankheiten, aber diese können wir als Startup schnell anpacken. Sobald wir auf einen Bug aufmerksam gemacht werden, ist dieser in der Regel innerhalb kürzester Zeit behoben. Wir sind da anders als Großunternehmen einfach agiler und können auch auf Kundenwünsche flexibler reagieren. Auch die Resonanz aus der Presse zeigt, dass wir einen Nerv treffen, indem wir einen lange vernachlässigten Sektor die notwendige Modernisierung verabreichen.
Zentrales Fundbüro, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Markus Schaarschmidt/ Zentrales Fundbüro : Unser Ziel ist der Aufbau eines globalen holistischen Netzwerks, das sich um sämtliche Verlustangelegenheiten kümmert – das Google für Lost and Found. So wollen wir zur weltweiten ersten Anlaufstelle dieser Nische werden, auch in der Verlustprävention. Ausgehend von der DACH-Region gehen wir als nächstes die Märkte USA und Kanada an, um uns auch dort zu etablieren – natürlich unter international verständlichem Namen. In fünf Jahren hoffen wir also, dass jeder diesen Namen kennt und weiß, was zu tun ist, wenn etwas entläuft, verloren, gestohlen oder gefunden wird.
Zum Schluss: Welche Tipps haben Sie für angehende Gründer?
Markus Schaarschmidt/ Zentrales Fundbüro : Wer eine Idee hat, sollte nicht zu lange mit der Umsetzung warten. Das kann vielleicht gerade für uns Deutsche manchmal etwas schwierig sein – wir sind dann tendenziell doch eher diejenigen, die gerne planen, abwägen, insgesamt das Risiko größer sehen als die Chancen. Das ist nicht grundlegend schlecht, eine realistische Analyse ist sehr hilfreich, nur sollte man sich dadurch nicht lähmen lassen. Wer glaubt, andere erfolgreiche Unternehmen seien mit hundertprozentig ausgefeilten Konzepten gestartet, irrt gewaltig; die Trial-and-Error-Phase müssen alle überstehen. Und es gibt kein besseres Feedback als das der Kunden, davor darf man keine Angst haben. Im schlimmsten Falle verkündet jemand anders in der Zeit, in der ihr an der Perfektionierung tüftelt, sein eigenes, wenngleich unreiferes Produkt. Dann müsst ihr aufholen, das solltet ihr meiden.
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Wir bedanken uns bei Markus Schaarschmidt für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.