Dienstag, Dezember 30, 2025
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Ghosting im Vertrieb

Wenn Gespräche einfach verlaufen

Im Vertrieb passiert es ständig. Ein Gespräch wirkt gut. Der Austausch ist freundlich, manchmal sogar richtig angenehm. Ein Angebot geht raus, sorgfältig formuliert, sauber kalkuliert. Und dann passiert nichts. Kein Danke. Kein Wir melden uns. Keine Absage. Nur Stille. Für viele Vertriebsmitarbeiter fühlt sich das an, als würde jemand mitten im Gespräch den Raum verlassen. Ohne Erklärung.

Dabei steckt hinter dieser Funkstille selten böse Absicht. Meist ist es Überforderung. Oder der Kunde hat intern Stress, steht unter Druck, weiß selbst nicht genau, was er entscheiden soll. Manche schieben Entscheidungen vor sich her wie eine lästige Aufgabe. Und irgendwann rutscht die Anfrage so weit nach hinten, dass Antworten immer unangenehmer werden. Dann verstummt alles.

Verbindlichkeit entsteht früh oder gar nicht

Ghosting beginnt oft viel früher, als Verkäufer denken. Genau genommen in dem Moment, in dem ein Gespräch ohne eine klare nächste Stufe endet. Der Klassiker: Ich schicke das Angebot, dann hören wir voneinander. Klingt höflich, bewirkt aber wenig. Es gibt keinen gemeinsamen Takt. Keine Vereinbarung. Kein wann genau.

Sobald dagegen ein konkreter Anschluss vereinbart wird, verändert sich der Prozess. Ein Satz wie Das Angebot ist Dienstag bei Ihnen. Wollen wir am Mittwoch kurz sprechen, wie es für Sie klingt schafft Ordnung. Wer hier ausweicht, signalisiert ungewollt mangelnde Klarheit. Das früh zu erkennen, spart Zeit und Energie.

Abhängigkeit vermeiden

Ein häufiger Grund für Funkstille ist, dass der Kontakt nur über eine Person läuft. Diese steckt dann fest, darf nicht entscheiden, ist krank oder intern blockiert. Wenn der gesamte Prozess auf einer Schulter lastet, wird Ghosting wahrscheinlich.

Deshalb lohnt es sich, früh zu klären, wer noch beteiligt ist. Wer entscheidet. Wer später unterschreibt. Mehrere Ansprechpartner reduzieren Risiken deutlich. Direkte Telefonnummern sind zudem oft hilfreicher als überfüllte E-Mail-Postfächer.

Anzeichen ernst nehmen

Funkstille kommt selten plötzlich. Antworten werden langsamer. Aussagen vager. Gespräche schwerfälliger. Viele reagieren darauf mit übertriebener Höflichkeit oder Ungeduld. Beides hilft nicht.

Offene Worte wirken besser. Ein Satz wie Es wirkt, als hätte das Thema gerade nicht die höchste Priorität ist ehrlich, nicht hart. Und oft öffnet er genau das Gespräch, das vorher gefehlt hat.

Das Unausgesprochene ansprechen

Viele Kunden melden sich nicht, weil sie etwas nicht aussprechen wollen. Preis, Risiko oder interne Zweifel bleiben unausgesprochen. Hier hilft es, selbst den ersten Schritt zu machen.

Ein Beispiel: An diesem Punkt fragen sich viele, ob sich der Aufwand wirklich lohnt. Gibt es bei Ihnen ähnliche Gedanken. Solche Sätze schaffen Raum. Wer versteht, was bremst, kann reagieren. Wer nur vermutet, bleibt im Nebel.

Kleine Schritte halten Gespräche in Bewegung

Ghosting entsteht auch, wenn ein Prozess einseitig bleibt. Einer arbeitet, der andere wartet. Kleine Aufgaben wie Rückfragen, Maße oder Abstimmungen holen den Kunden aus der Passivität. Aus Hoffnung wird Beteiligung.

Kommunikation, die Nutzen liefert

Viele melden sich nur, wenn sie etwas wollen. Das stumpft ab. Reines Nachfassen erzeugt selten Bewegung.

Ganz anders wirkt Kommunikation mit Mehrwert. Eine kurze Marktbeobachtung. Ein praktischer Hinweis. Ein Gedanke, der im Alltag hilft. Solche Nachrichten werden gelesen, weil sie relevant sind.

Wenn es still wird

Manchmal hilft ein klarer Satz mehr als langes Warten: Vielleicht ist das Thema aktuell nicht im Fokus. Sollen wir es erst einmal ruhen lassen. Diese Haltung wirkt souverän. Sie nimmt Druck raus. Und oft kommt genau dann wieder Bewegung ins Gespräch.

Ein sauberer Abschluss

Manche Fälle bleiben liegen. Dann ist ein strukturiertes Ende besser als Dauerwarteschleife. Eine kurze Nachricht, die das Projekt parkt, schafft Klarheit – und lässt die Tür offen. Nicht selten entsteht daraus später neues Interesse.

Ghosting verstehen

Ghosting ist kein Angriff. Es ist ein Hinweis darauf, dass etwas unklar geblieben ist. Timing, Relevanz oder fehlende Einbindung. Wer diese Punkte reflektiert, verbessert automatisch künftige Gespräche.

Am Ende entscheidet nicht die perfekte Argumentation, sondern der Umgang miteinander. Wo Klarheit, Haltung und echtes Interesse spürbar sind, bleibt Funkstille die Ausnahme.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Oliver Schumacher
Oliver Schumacherhttps://oliver-schumacher.de/
Oliver Schumacher, Verkaufstrainer, Netzwerk-Profi und Personenmarke, setzt auf sympathische, fundierte Art neue Akzente im Bereich Wissenstransfer, Lernkultur und persönliche Positionierung.

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