Montag, Dezember 2, 2024
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Soziale Mobilität: Ungenutztes Potenzial belastet deutsche Wirtschaftskraft

Studie der PageGroup zeigt, dass mangelnde Chancengleichheit die deutsche Wirtschaft 24,9 Milliarden Euro an Bruttoinlandsprodukt kostet.

Eine niedrige soziale Mobilität sorgt dafür, dass dem deutschen Arbeitsmarkt 292.000 Arbeitskräfte fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Personalberatung PageGroup zur sozialen Mobilität. Die Studienergebnisse decken zudem auf, dass mangelnde Chancengleichheit in Bildung und Beruf in der deutschen Wirtschaft jährlich zu einem Verlust des Bruttoinlandsprodukts in Milliardenhöhe führt. Mit Blick auf den anhaltenden Fachkräftemangel in Deutschland zeigt die Studie Verbesserungspotenzial für Wirtschaft und Politik auf.

In der Studie der PageGroup wurden in Zusammenarbeit mit dem Centre for Economic and Business Research (Cebr) die tatsächlichen Kosten der sozialen Immobilität für Deutschland und fünf weitere Länder erhoben. Zwar liegt Deutschland im Ländervergleich in der arbeitsbezogenen sozialen Mobilität insgesamt im oberen Bereich, die Summe des entgangenen BIP liegt jedoch über dem Gesamtetat der deutschen Bundesregierung für Bildung und Forschung für das Jahr 2025. Durch die Folgen sozialer Immobilität fehlen dem Bundeshaushalt somit finanzielle Mittel in Milliardenhöhe: dringend benötigtes Geld etwa, um die Chancengleichheit in Deutschland weiter zu fördern und Barrieren abzubauen.

Es dauert fünf Generationen, bis Kinder aus einkommensschwachen Familien den Durchschnitt erreichen 

Nach wie vor haben Kinder aus einkommensschwachen Familien im beruflichen Leben mit großen Hürden zu kämpfen, die bereits in der Schule ihren Anfang nehmen. Wissenschaftliche Erhebungen zur Bildungsgerechtigkeit in Deutschland zeigen seit Jahren ein Ungleichgewicht zwischen Akademiker- und Nichtakademikerkindern. So fangen Kinder aus Akademikerfamilien zu etwa 80 Prozent ebenfalls ein Studium an, bei Kindern von Nicht-Akademikern sind es nur rund ein Viertel.  Die Folge: es dauert im Schnitt fast fünf Generationen, bis Kinder aus einkommensschwachen Familien das durchschnittliche Einkommen in ihrem Land erreichen.

Mit einer entsprechenden Arbeitskultur, die die soziale Mobilität berücksichtigt, können Unternehmen den betroffenen Personen mehr Chancen für das persönliche und berufliche Wachstum bieten. Außerdem erweitern Unternehmen so den eigenen Talentpool. Das bringt eine größere Vielfalt an Fähigkeiten, Erfahrungen und Perspektiven in die Unternehmen und fördert nachhaltig Innovation sowie Erfolg.

Goran Barić, Regional Managing Director für Nord- und Zentraleuropa und Geschäftsführer der PageGroup in Deutschland, über die Studienergebnisse: „Die aktuelle Studie zur sozialen Mobilität in Deutschland zeigt deutlich, welche Auswirkungen das Thema auf die Wirtschaftskraft eines Landes hat. Die Fähigkeit, die eigene sozioökonomische Position zu verbessern, ist zentral. Insbesondere in Zeiten eines stagnierenden Wirtschaftswachstums, kann eine verbesserte Chancengleichheit in Bildung und Beruf maßgeblich zum individuellen und gemeinschaftlichen Wohlstand beitragen.“

„Der sozioökonomische Hintergrund eines Menschen bestimmt maßgeblich die Chancen, die ihm im Laufe seines Lebens zur Verfügung stehen. Die Beschäftigung kann eine Schlüsselrolle dabei spielen, Menschen zu befähigen, eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien aufzubauen”, so Nick Kirk, CEO der PageGroup. Ihm folgend können “Unternehmen einen erheblichen Einfluss auf den Wandel ausüben, indem sie sich mit der sozialen Mobilität an ihren eigenen Arbeitsplätzen befassen, sodass mehr Menschen die gleichen Chancen haben, im Beruf erfolgreich zu sein.“

Bedeutung sozialer Mobilität für Wirtschaft und Gesellschaft ist hoch 

Soziale Mobilität bezieht sich auf die Veränderung der sozioökonomischen Situation einer Person, entweder im Verhältnis zu ihren Eltern (intergenerationale Mobilität) oder während ihres gesamten Lebens (intragenerationale Mobilität). Die soziale Mobilität ist mit der Chancengleichheit verknüpft, also mit der Frage, inwieweit Menschen unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund der Eltern oder von anderen Umständen, die sich ihrer Kontrolle entziehen, die gleichen Chancen auf persönlichen Erfolg haben.

Unter der arbeitsbezogenen sozialen Mobilität werden jene Möglichkeiten verstanden, die Menschen aus niedrigeren sozioökonomischen Verhältnissen zur Verfügung stehen, um im beruflichen Leben voranzukommen und Zugang zu besseren Beschäftigungsmöglichkeiten zu erhalten. Chancengleichheit in Bildung und Beruf betrifft darüber hinaus das individuelle Wohlbefinden, insbesondere in der Gesundheit. Die Studie der PageGroup zeigt umfassend, dass in Deutschland nach wie vor Handlungsbedarf besteht, um wertvolles Potenzial für den allgemeinen Wohlstand und die Lebensqualität nicht ungenutzt zu lassen.

Welche Maßnahme können Unternehmen konkret ergreifen?

Unternehmen können mit entsprechenden Maßnahmen selbst zu einer Verbesserung der Chancengleichheit am Arbeitsmarkt beitragen. Einen ersten Schritt stellen vorurteilsfreie Jobbeschreibungen und flexible Einstellungsverfahren dar, mit denen Bewerber mit unterschiedlichen Herkünften und Werdegängen angesprochen werden. Um Einstiegshürden abzubauen können Unternehmen etwa spezielle Praktika und Einstiegsprogramme anbieten. Dabei sollte sichergestellt werden, dass diese auch für Personen zugänglich sind, die nicht über etablierte soziale Netzwerke verfügen. Mentorenprogramme, die sich speziell auf Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter mit niedrigem sozioökonomischem Hintergrund konzentrieren, fördern die Potenziale der eigenen Belegschaft. Darüber hinaus bieten Mitarbeiternetzwerke die Möglichkeit, sich zur Rolle sozialer Mobilität im Arbeitskontext zu informieren und auszutauschen. Ebenso sind die Führungskräfte eines Unternehmens gefragt, Talente mit unterschiedlichem Hintergrund für Führungspositionen zu identifizieren und zu fördern. Unternehmen schaffen so ein Umfeld, in dem die eigenen Mitarbeiter das eigene Potenzial bestmöglich entfalten können – unabhängig von der sozialen Herkunft.

Bild:Goran Barić PageGroup

Quelle:Ketchum GmbH

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