Sonntag, November 9, 2025
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Dürr gegen früheres Greifen des Spitzensteuersatzes

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, hat eine Initiative des Hamburgers Senat für ein früheres Greifen des Spitzensteuersatzes scharf zurückgewiesen. „Ich frage mich wirklich, was den rot-grünen Senat in Hamburg umtreibt“, sagte Dürr den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben).

„Steuererhöhungen sind in diesen Zeiten das völlig falsche Signal an die arbeitende Mitte.“ Die FDP und Bundesfinanzminister Christian Lindner hätten in der Koalition den Inflationsausgleich bei der Einkommensteuer durchgesetzt, um weitere Belastungen abzuwenden. Die Vorschläge aus Hamburg dagegen würden genau das Gegenteil bewirken. „Das halte ich offen gestanden für absurd“, sagte Dürr.

Der Hamburger Senat hat über eine Bundesratsinitiative eine Steuerreform ins Spiel gebracht. Nach den Vorschlägen der Landesregierung würde der Spitzensteuersatz von 42 Prozent nächstes Jahr nicht wie bisher geplant bei 66.760 Euro greifen, sondern schon bei 62.809 Euro. Das Inflationsausgleichsgesetz der Bundesregierung soll damit teilweise verändert werden. Auch Menschen mit niedrigeren Einkommen müssten demnach mit höheren Belastungen rechnen, allerdings in deutlich geringerem Umfang.

Der Senat, sagte Dürr weiter, wolle anscheinend Menschen mit kleineren Einkommen stärker belasten. „Das wäre ein Schlag ins Gesicht für alle, die jeden Morgen aufstehen und zur Arbeit gehen.“ Im kommenden Jahr werde das Bürgergeld deutlich höher ausfallen. Das bedeute, dass über Steuersenkungen für Arbeitnehmer gesprochen werden müsse, nicht über Steuererhöhungen.

„Das ist eine Frage der Gerechtigkeit gegenüber all jenen, die Steuern zahlen und ihren Beitrag zu unserem Sozialstaat leisten“, sagte Dürr. „Wer arbeitet, muss immer mehr Geld haben, als jemand der nicht arbeitet.“


Foto: Christian Dürr (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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Gutachten hält Brückenstrompreis-Finanzierung durch WSF für möglich

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Gutachter stufen neue Industriesubventionen gegen die Abwanderung von Jobs als juristisch unbedenklich ein. „Die Finanzierung des Brückenstrompreises aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) ist rechtskonform möglich“, schreibt die Kanzlei Becker Büttner Held in einem Gutachten im Auftrag der Gewerkschaft IG Bergbau Chemie Energie (BCE), über das die „Süddeutsche Zeitung“ (Freitagausgabe) berichtet.

Vor allem Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat verfassungsrechtliche Zweifel geäußert, dass sich eine Verbilligung von Industriestrom aus dem Fonds bezahlen lässt, den Bundeskanzler Olaf Scholz 2022 als „Doppel-Wumms“ gegen die Energiekrise titulierte. Die Juristen halten eine Ausweitung der Maßnahmen des Fonds auf den Brückenstrompreis nicht für eine Umwidmung, da nach wie vor derselbe Zweck verfolgt werde. „Auch der Brückenstrompreis soll vor allem die durch die Energiekrise nachhaltig erhöhten Strompreise für energieintensive Industrien abfedern.“ Die Politik sei in der Auswahl der Maßnahmen frei, „solange noch der ursprüngliche Zweck verfolgt wird, die Folgen der Energiekrise abzufedern“, so das Gutachten.

Die notwendigen Anpassungen im zugrundeliegenden Gesetz seien ohne Eingriff in die Budgethoheit des Bundestags möglich. Da im Fonds mit aktuell 140 Milliarden Euro genügend Geld sei, entstehe keine Neuverschuldung. Auch mit der grundgesetzlichen Schuldenbremse kollidiere die Stromsubvention nicht. In der Bundesregierung ist die Entscheidung über einen Industriestrompreis noch nicht gefallen.

Es wird aber schon eine mögliche Finanzierung ausgelotet. Zuletzt brachte das Kanzleramt einen Rückgriff auf den Klima- und Transformationsfonds ins Spiel, was auf Kritik stieß.


Foto: Strommast (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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Vorerst keine ATACMS-Raketen der USA für die Ukraine

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Washington DC (dts Nachrichtenagentur) – Die USA werden in einem neuen Waffenpaket vorerst keine ballistische Kurzstreckenraketen vom Typ ATACMS an die Ukraine liefern. Das teilte der Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten Joe Biden, Jake Sullivan, am Donnerstagabend vor einem Gespräch Bidens mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj mit.

Für die Zukunft sei eine Lieferung allerdings auch nicht ausgeschlossen. Selenskyj hatte zuvor den US-Kongress besucht. „Während unseres Treffens haben wir die Lage auf dem Schlachtfeld und den vorrangigen Verteidigungsbedarf, einschließlich der Luftverteidigung, erörtert“, schrieb Selenskyj auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) zu dem Treffen. Im Repräsentantenhaus sind vor allem die Republikaner gespalten, was die Hilfe für die Ukraine angeht.

Während ein Parteiflügel Biden vorwirft, die Ukraine nicht ausreichend zu unterstützen, sind Marjorie Taylor Greene und weiter rechts stehende Politiker gegen jede Unterstützung der Ukraine.


Foto: US-Flagge (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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US-Börsen lassen deutlich nach – Arbeitsmarkt weiter robust

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New York (dts Nachrichtenagentur) – Die US-Börsen haben am Donnerstag deutlich nachgelassen. Zu Handelsende in New York wurde der Dow mit 34.070 Punkten berechnet, ein Minus in Höhe von 1,1 Prozent im Vergleich zum vorherigen Handelstag.

Wenige Minuten zuvor war der breiter gefasste S&P 500 mit rund 4.330 Punkten 1,6 Prozent im Minus, die Technologiebörse Nasdaq berechnete den Nasdaq 100 zu diesem Zeitpunkt mit rund 13.224 Punkten 1,8 Prozent schwächer. Die Entscheidung der US-Zentralbank Federal Reserve vom Vortag hallt an den Börsen weiter nach. Während zwar der Leitzins nicht weiter erhöht wurde, hat die Fed detaillierter dargestellt, was sie meint, wenn sie gebetsmühlenartig wiederholt, die Zinsen müssten für eine längere Zeit auf einem höheren Niveau bleiben. Nun müssen Anleger ihre zuvor meist zu niedrigen Zins-Erwartungen anpassen.

Den Kurs der Fed unterstrichen am Donnerstag zudem neu veröffentlichte Zahlen, die auf einen weiterhin äußerst robusten Arbeitsmarkt schließen lassen. Derweil tendierte die europäische Gemeinschaftswährung am Donnerstagabend etwas schwächer. Ein Euro kostete 1,0659 US-Dollar (-0,05 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9382 Euro zu haben. Der Goldpreis sank, am Abend wurden für eine Feinunze 1.919,88 US-Dollar gezahlt (-0,55 Prozent).

Das entspricht einem Preis von 57,89 Euro pro Gramm. Der Ölpreis sank ebenfalls: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagabend gegen 22 Uhr deutscher Zeit 93,28 US-Dollar, das waren 25 Cent oder 0,3 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.


Foto: Wallstreet in New York, über dts Nachrichtenagentur

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Digitallabore konzentrieren sich zunehmend auf Nachhaltigkeit

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die digitalen Innovationseinheiten deutscher Konzerne konzentrieren sich zunehmend darauf, Projekte für Nachhaltigkeit voranzutreiben, um ihren Unternehmen Kosten infolge des Kampfes gegen den Klimawandel zu ersparen. Da sowohl die Unternehmen selbst als auch ihre Kunden unter Druck stehen, CO2-Emissionen in Produktion, Vertrieb und Logistik einzusparen und andere Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen, prägen diese Ziele immer mehr die Aktivitäten der Teams – die oft als Digitallabore bezeichnet werden.

Zu diesem Ergebnis kommt die siebte Auflage einer Studie, die das Wirtschaftsmagazin Capital und die Hamburger Beratung Infront Consulting & Management zu diesen Einheiten aufgesetzt haben. Die Analyse basiert auf der Auswertung von Online-Fragebögen und anschließender persönlicher Interviews. „Die besten Effekte werden dann erzielt, wenn das Unternehmen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen denkt“, sagte Lea-Theresa Münch, Studienautorin von Infront. „Gerade Infrastrukturunternehmen kommen da im Grunde gar nicht drum herum.“

Im Kern der Entwicklung steht oft nicht nur die Vermeidung von CO2-Emissionen in der eigenen Produktion und Logistik, sondern auch Projekte, bei denen die Kunden von diesen Einsparungen profitieren. In vielen Fällen lassen sich daraus auch neue Geschäftsmodelle aufbauen. „Die, die es gut machen, sind Überzeugungstäter“, sagte Münch. „Aber wenn man es richtig anstellt, dann kommt auch Geld dabei heraus.“


Foto: Glasfassade an einem Bürohaus (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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Söder will sich zum fünften Mal gegen Corona impfen lassen

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München (dts Nachrichtenagentur) – Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will sich mit dem an aktuellere Corona-Varianten angepassten Impfstoff impfen lassen. Auf die Frage, ob er seine Corona-Impfung schon aufgefrischt habe, antwortete der CSU-Vorsitzende der „Münchner Abendzeitung“ und dem „Straubinger Tagblatt“ (Freitagsausgaben): „Nein, aber bald. Das wäre dann die fünfte Impfung. Ich sorge gerne vor.“

Zur Rhetorik im Bayerischen Wahlkampf sagte Söder, er habe aus dem Landtagswahlkampf 2018 gelernt. „Daran halte ich mich: Die Dinge klar ansprechen, ohne jemanden dabei zu verletzen.“

Von den gestiegenen Umfragewerten der AfD will er sich nicht beeinflussen lassen. „Ich bin nicht bereit, mich wegen ein oder zwei Prozent der Stimmen irgendwo anzubiedern und meinen politischen Anstand zu riskieren“, sagte der CSU-Vorsitzende.


Foto: Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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Russland schränkt Export von Benzin und Diesel ein

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Moskau (dts Nachrichtenagentur) – Die russische Regierung hat den Export von Benzin und Diesel aus dem Land weitgehend verboten. Ein entsprechendes am Donnerstag veröffentlichtes Dekret soll „ab dem Datum seiner offiziellen Veröffentlichung“ in Kraft treten, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass schreibt.

Wann das Dekret enden soll, ist bislang unklar. Ausnahmen sollen für Lieferungen aus Russland an die Staaten der Eurasischen Wirtschaftsunion gelten. Das russische Regime reagiert damit auf Engpässe bei den Kraftstoffen, welche zuletzt zu deutlichen Preissteigerungen geführt hatten.


Foto: Kreml (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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Luftfahrtbranche drängt auf Unterstützung zur Dekarbonisierung

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München (dts Nachrichtenagentur) – Die deutsche Luftfahrt äußert vor der für Montag geplanten Nationalen Luftfahrtkonferenz Sorgen, dass alternatives Kerosin (SAF) fehlen werde, um die von 2025 an geltenden und stufenweise steigenden Pflichtquoten für die klimafreundlicheren Kraftstoffe zu erfüllen. „Es wird eine riesige Kraftanstrengung werden, um CO2-Neutralität im Luftverkehr zu erreichen“, sagte Jost Lammers, Chef des Münchner Flughafens und Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Freitagsausgabe).

„Für diese Mammutaufgabe ist mehr staatliche Unterstützung nötig.“ Michael Schöllhorn, Rüstungschef von Airbus und Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), mahnte, die Luftfahrt bei der Versorgung mit synthetischen Kraftstoffen gegenüber anderen Branchen wie der Automobilwirtschaft zu bevorzugen. „Dort, wo es Alternativen gibt, sollte man die nutzen.“ Flugzeuge würden noch viele Jahre mit flüssigen Kraftstoffen fliegen müssen.

„Batterien wären viel zu schwer, mit Autos geht das aber“, so Schöllhorn. „Solange es zu wenig nachhaltige Kraftstoffe für alle möglichen Nutzer gibt, muss die Luftfahrt priorisiert werden, damit am Ende alle Branchen in der Dekarbonisierung vorankommen.“ Lammers und Schöllhorn sprachen sich gegen höhere Abgaben aus. „Wenn man schaut, in welchen Industrien Deutschland noch führend ist, dann ist die Luftfahrtindustrie, Airlines und Hersteller gleichermaßen, zu nennen“, sagte Schöllhorn.

„Da liegt es nahe, diese Stellung in eine Führungsrolle für nachhaltige Luftfahrt zu überführen“. Dafür sollten Einnahmen aus der Luftverkehrsteuer von 1,5 Milliarden Euro genutzt werden. „Damit das für den Klimaschutz Fortschritt bringt, sollte das Geld für den Ausgleich der enormen Mehrkosten synthetischer Kraftstoffe eingesetzt werden“, sagte Lammers. Zusatzabgaben schadeten seiner Ansicht nach.

„Wir benötigen dringend ein Belastungsmoratorium bei Steuern und Gebühren.“ In der Nach-Corona-Erholung hinke Deutschland dem Rest Europas hinterher, so Lammers. „Ich habe die Sorge, dass wir den Anschluss verlieren. Die Qualität der Luftverkehrsanbindung Deutschlands hat unmittelbare Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland.“


Foto: Passagiere laufen über das Rollfeld zu einem Ryanair-Flugzeug (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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Strack-Zimmermann erwägt Abzug deutscher Flugabwehr aus Polen

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat Konsequenzen für den Fall gefordert, dass Polen seine Waffenhilfe für die Ukraine einstellt. „Sollte die polnische Regierung aus innenpolitischer Stimmungsmache heraus der Ukraine keine Waffen mehr liefern wollen, sollte Deutschland erwägen, seine in Polen stationierten Flugabwehrraketensysteme direkt in die Ukraine zu verlegen“, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag dem „Spiegel“ am Donnerstag.

Zuvor hatte Polen im Getreidestreit mit der Ukraine angekündigt, nur noch die bereits vereinbarten Rüstungslieferungen ausführen zu wollen. „Für solche durchsichtigen innenpolitischen Wahlkampfmanöver der polnischen Regierung darf es in Europa in Zeiten der brutalen russischen Aggression keinen Platz geben“, so Strack-Zimmermann. „Eigentlich dürfte Polen das deutlich besser wissen als wir“, fügte sie mit Blick auf die Geschichte und Geografie des Nachbarlandes hinzu. Seit Beginn des Jahres sind drei Patriot-Flugabwehrraketensysteme der Bundeswehr nahe der Stadt Zamość im Osten Polens stationiert.

Deutschland wolle damit dem Sicherheitsbedürfnis Polens Rechnung tragen, so Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im vergangenen Monat. Vorgesehen ist, dass die Luftverteidigungssysteme dort bis zum Jahresende verbleiben. Deutschland hat der Ukraine bereits ein Patriot-System und zwei Startgeräte plus Flugkörper geliefert; die Ukraine setzt das in den USA gefertigte Waffensystem etwa zum Abfangen russischer Hyperschallraketen ein.


Foto: Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Bank of England: Riskante Wette

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Foto von Tomasz Wieladek (Quelle: T. Rowe Price)

Den heutigen Zinsentscheid der Bank of England kommentiert Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price:

Die Bank of England hat heute die Zinssätze beibehalten. Der nächste Schritt dürfte eine Zinssenkung sein, aber die Strategie, auf eine baldige Trendwende beim Lohnwachstum zu hoffen, ist riskant.

Ich gehe davon aus, dass dieser Zinsschritt wahrscheinlich früher kommen wird, als vom Markt erwartet. Die Bank of England geht jedoch eine riskante Wette auf zukünftige Inflationsergebnisse ein, indem sie die Zinsen heute beibehalten hat. Obwohl sich diese Strategie mit den schwächeren Inflations- und Realwirtschaftsdaten rechtfertigen lässt, hat die Bank bei ihrer heutigen Entscheidung dem tatsächlichen AWE-Lohnwachstum weniger Bedeutung beigemessen. Das Lohnwachstum ist einer der wichtigsten Indikatoren für die mittelfristige Inflation. Die heutige Entscheidung bedeutet, dass die Bank of England hofft, dass sich das Lohnwachstum schließlich ebenfalls drehen wird.

Die Bank of England beließ die Zinssätze heute bei 5,25 %, während die Ökonomen mit 5,5 % gerechnet hatten. Obwohl die Bank in ihrer Erklärung hervorhob, dass sie sich nicht auf einen einzigen Datenpunkt stütze, erklärte der geldpolitische Ausschuss (MPC), dass es der tatsächlichen AWE-Inflation (Lohnwachstum) im Vergleich zu anderen Lohnindikatoren möglicherweise weniger Gewicht beimesse.

In der Erklärung heißt es weiter, dass die Entscheidung sehr ausgewogen war, was sich in der sehr knappen Abstimmung über die Zinspolitik widerspiegelt. Die Tatsache, dass der MPC der AWE-Inflation (Lohnwachstum) weniger Gewicht beimisst, die bei weitem der aggressivste Datenpunkt ist und weiterhin positiv überrascht, bedeutet jedoch, dass diese Erklärung eindeutig dovish ist. Künftige Zinserhöhungen sind jetzt sehr viel unwahrscheinlicher, und ich glaube, dass die Märkte Senkungen früher einpreisen werden als derzeit in der Zinskurve eingepreist.

Die Erklärung versucht deutlich zu signalisieren, dass die Zinssätze für einige Zeit auf diesen höheren Niveaus bleiben werden. Die Mehrheit des MPC (5 Mitglieder) wollte die Leitzinsen auf diesem Niveau belassen, da sie angesichts der negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit bereits restriktiv sind. In der Erklärung heißt es, dass der derzeitige geldpolitische Kurs so lange beibehalten würde, bis wesentliche Fortschritte bei der Rückkehr zur Zielinflation erzielt worden seien.

Die heutige Abkehr von der Betonung der Lohninflation und die Hinwendung zur Konjunktur bedeutet jedoch, dass die Dauer des Spitzenzinssatzes, den die Bank heute erreicht hat, wahrscheinlich von den Daten abhängen wird. Sollte die Wirtschaft in den nächsten 3-6 Monaten in eine Rezession abgleiten, wird die Bank of England daher weiterhin auf diese Daten reagieren und die Zinsen schneller als erwartet senken.

Die Strategie, dem AWE-Lohnwachstum bei der heutigen Entscheidung weniger Gewicht beizumessen, ist von Natur aus riskant. AWE ist nach wie vor das umfassendste Maß für das Lohnwachstum in der britischen Wirtschaft und damit ein sehr wichtiger Bestimmungsfaktor für die mittelfristige Inflation. Die AWE-Lohninflation wird sich aufgrund der schwächeren Arbeitsmarktdaten der letzten Monate wahrscheinlich irgendwann umkehren. Es besteht jedoch das Risiko, dass die Lohninflation auf diesem hohen Niveau verharrt und dass die Bank of England in Zukunft weitere Anhebungen vornehmen muss.

Die Erhöhung der Quantitativen Straffung (QT) durch die Bank of England bestätigt, dass sie das QT auch bei einer Abschwächung der Wirtschaftslage fortsetzen wird. Der Anstieg des QT wird sich auf den internationalen Anleihemärkten ausbreiten. Es ist ein starkes Signal dafür, dass die Zentralbanken das QT beschleunigen werden, auch wenn sie ihre anderen politischen Instrumente auf Eis legen. Dies erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass das QT im Hintergrund weitergeht, selbst wenn die Zentralbanken beginnen, die Leitzinsen zu senken.

Diese Änderung der Erwartungen wird die Zinssätze für langfristige Anleihen hoch halten und zu einem weltweiten Ausverkauf an den Zinsmärkten führen. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise würde ein dovisher Schritt der Bank zu einer Rallye am Gilt-Markt führen. Die Tatsache, dass wir einen Ausverkauf erleben, ist eindeutig darauf zurückzuführen, dass die Märkte das QT gestern aufgrund der schwachen Inflationsdaten auspreisten.

Bank of England: Riskante Wette

Foto von Tomasz Wieladek (Quelle: T. Rowe Price)

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