Donnerstag, Mai 1, 2025
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Bundessozialgericht: Impfschaden kann Arbeitsunfall sein

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Kassel (dts Nachrichtenagentur) – Ein Impfschaden kann in Deutschland in besonderen Fällen als Arbeitsunfall gewertet werden. Voraussetzung sei, dass „die Teilnahme an der Impfung wesentlich betrieblichen Zwecken dient“, teilte das Bundessozialgericht am Donnerstag in Kassel mit.

Demnach kann auch eine planmäßig und freiwillig durchgeführte Impfung ein Unfallereignis sein, wenn sie zu einer Impfkomplikation und einem Gesundheitserstschaden führt. Hinzukommen muss ein „innerer Zusammenhang der konkreten Impfung mit der versicherten Tätigkeit“. Dieser sei aber nicht schon dann gegeben, wenn die Impfung vom Arbeitgeber empfohlen, finanziert und anschließend im Betrieb durchgeführt werde, so das Gericht.

Im konkreten Fall ging es um einen Krankenhauskoch, der an einer von der Krankenhausverwaltung angebotenen Impfung gegen Schweinegrippe teilgenommen hatte. Jahre später waren Fieberschübe aufgetreten, die der Kläger auf die Impfung zurückführt. Die beklagte Berufsgenossenschaft und die Vorinstanzen lehnten es ab, einen Arbeitsunfall festzustellen. Die Revision des Klägers war jetzt im Sinne der Zurückverweisung an das Landessozialgericht erfolgreich.


Foto: Bundessozialgericht (BSG) (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Erneuerbare Energien wichtigste Stromquelle in EU

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Luxemburg (dts Nachrichtenagentur) – Im Jahr 2023 sind die erneuerbaren Energien mit einem Anteil von 44,7 Prozent an der gesamten Stromerzeugung die wichtigste Stromquelle in der EU gewesen. Erneuerbare Energien erzeugten 1,21 Millionen Gigawattstunden (GWh), was einem Anstieg von 12,4 Prozent gegenüber 2022 entspricht, teilte das EU-Statistikamt Eurostat am Donnerstag mit.

Umgekehrt ging demnach die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen gegenüber dem Vorjahr um 19,7 Prozent zurück und trug mit 0,88 Millionen GWh 32,5 Prozent zur gesamten Stromerzeugung bei. Kernkraftwerke produzierten 0,62 Millionen GWh oder 22,8 Prozent der EU-Energieproduktion, was einen Anstieg der Produktion um 1,2 Prozent im Jahr 2023 widerspiegelt.


Foto: Ein Mehrfamilienhaus mit Windrädern im Hintergrund (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Pure Freiheit

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privates Hideaway

Wenn es Sommer wird im Benglerwald, dann gehen Genießer mit der Ruhe und der Natur auf Tuchfühlung. Oberhalb des Lechs, auf 1.200 Metern Höhe, liegt das traumhafte Sonnenplateau. Umringt von Bergen und Gipfeln, gesegnet mit einer imposanten Aussicht, gilt der Benglerwald als einer der schönsten Plätze im Tiroler Lechtal.

In diese naturgegebene Kulisse schmiegen sich die Benglerwald Berg Chalets – ein paar wenige Hideaways, die den Bergsommer zur Luxuszeit in Privatsphäre machen. Die kleine, feine Genussmanufaktur im Benglerwald Chaletdorf trifft die Geschmäcker der Feinschmecker. Der kristallklare Bergsee ist der erfrischende Naturbadeplatz an der Sonne. 15.000 m² Freiraum, um die Seele baumeln zu lassen, erwarten die Gäste im Benglerwald Berg Chaletdorf.

Hüttencharme der exklusiven Sorte

Ein Luxus-Chalet in den Bergen mit Fünf-Sterne-Service, das dürfen Gäste des Benglerwald Berg Chaletdorf erwarten. Chalets mit Fitness-Area, ein Liebes-Chalet für romantische Urlaube in trauter Zweisamkeit, ein komplett eingezäuntes Hunde-Chalet, ein Familien-Chalet und andere höchst-komfortable Refugien stehen in der atemberaubenden Bergwelt des Lechtals zur Verfügung. Wellness ist Privatsache. Jedes Chalet bietet ein Spa-Deluxe mit Hot Pot und Sauna, Wohlfühlwanne und Wellness-Dusche, Fitness- und Yoga-Set. Am Morgen kommt das frische Almfrühstück „frei Haus“ ans Chalet.

Gäste haben die Möglichkeit, in der Genussmanufaktur ihre lokalen Leckereien einzukaufen. Ein- bis zweimal in der Woche bereiten die Gastgeber in der Genussmanufaktur ein köstliches Tiroler Gericht zu, das für Genießer dann im privaten Chalet erlebbar ist. Für eine erlesene Bier- und Weinauswahl im Chalet ist gesorgt. Vollausgestattete Küchen, ausgezeichnete Betten, eine offene Feuerstelle und ein Kamin oder Effektfeuer, Smart-Home-Ausstattung und freies WLAN zeugen von der Exklusivität der Chalets in purer Natur.

Bergsommer, soweit das Auge reicht (… und die Füße tragen)

Die Lechtaler und Allgäuer Alpen gehören zu den schönsten Bergwelten des Alpenraums. Selten gibt es eine Region mit einem derart umfangreichen und abwechslungsreichen Wanderangebot wie das Lechtal. Der Genusswanderer kann sich an der herrlichen Naturschönheit des europäischen Weitwanderweges, des Lechwegs, erfreuen und der hochalpine Wanderer hat mit dem Teilstück des Adlerwegs, das durch die Naturparkregion Lechtal führt, seine wahre Freude. Von Juni bis Oktober hat man am besten die Aktiv Card in der Tasche.

Sie beinhaltet kostenlose und vergünstigte Leistungen kreuz und quer durch die Naturparkregion. So ist damit u.a. auch die Bergbahn Jöchelspitze direkt am Chaletdorf und der praktische Wanderbus gratis. Andere wieder sind lieber mit dem Bike unterwegs oder bezwingen mit Seil und Haken den Felsen. E-Bikes werden direkt an das Chalet geliefert. Auf dem Lech – dem letzten Wildfluss Europas – fühlen sich Einsteiger, Familien und Naturliebhaber beim Rafting und Kayaking wohl. Die Natur ist einer der besten Plätze, um zu entspannen und zu sich zu finden, der Benglerwald ein Refugium, in dem es ein bisschen ruhiger zugeht als anderswo, wo die Bergkräuter duften und Erholung eine neue Dimension erfährt.

Benglerwald Berg Chaletdorf
Mountain Management GmbH
Bach 69
6653 Bach im Lechtal
Tel.: +43 5634 20 178
info@benglerwald.at
http://www.benglerwald.at

Bildcredit Fotograf: Ratko Photography

Quelle mk Salzburg

Was sich durch die EU-Mehrwertsteuerreform ViDA verändert

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EU-Mehrwertsteuerreform
Bilder: Oliver Hochstrasser / www.oliverhochstrasser.ch

Die Digitalisierung verändert viele Lebensbereiche – darunter auch die Art, wie wir Steuern zahlen. Dabei spielt die ViDA (VAT in The Digital Age, also die Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter) eine wichtige Rolle für Unternehmen. Diese EU-Richtlinie wird jedes Unternehmen betreffen. Dieser Artikel erklärt, warum sich CFOs, Finanzfachleute und Buchhalter mit ihr beschäftigen sollten. Denn die EU-Mehrwertsteuerreform betrifft alle Unternehmen mit Kunden in der EU – manche früher, manche später. Sie gilt auch für Online-Marktplätze oder andere Plattformen, die zwischen Käufern und Verkäufern vermitteln – unabhängig davon, ob sie selbst in der EU tätig sind oder nicht. Firmen, die noch keine elektronischen Rechnungen empfangen oder senden, sollten ihre Prozesse bald umstellen, um die neuen Vorschriften zu erfüllen.

Notwendiges Projekt der EU-Kommission

Die ViDA-Initiative der EU-Kommission modernisiert das bestehende europäische Mehrwertsteuersystem. Es geht um die schnellere und transparentere Übertragung meldepflichtiger Daten (etwa Online-Transaktionen mit Kunden in der EU) nahezu in Echtzeit. So stellt die EU sicher, dass es einen gerechten Prozess zur Erhebung der Umsatzsteuer gibt, der Unternehmen inner- und außerhalb der europäischen Gemeinschaft gleichermaßen fair besteuert. Denn das alte Mehrwertsteuersystem eignet sich nicht mehr für die wachsenden Ansprüche, wenn es beispielsweise um die Regulierung und Erhebung von Umsatzsteuer aus Online-Transaktionen geht. Diese Transaktionsart ist vergleichsweise neu. Das alte Mehrwertsteuersystem ist zudem anfällig für Mehrwertsteuerbetrug, weil erst Monate nach dem Übermitteln der Transaktionsdaten eine Überprüfung stattfindet. Eine so lange Zeitspanne ist prädestiniert für Steuerhinterziehungen. So entgingen den EU-Mitgliedsstaaten im Jahr 2020 Mehrwertsteuereinnahmen in Höhe von rund 99 Milliarden Euro und 61 Milliarden Euro im Jahr 2021. Das zeigt ein Bericht der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2023.

Konkrete Auswirkungen auf Firmen

Die ViDA-Reform betrifft die elektronische Rechnungsstellung samt digitaler Berichterstattung, die einheitliche Mehrwertsteuererklärung für den EU-weiten Handel sowie die Plattformökonomie. Wer aber wirklich verstehen möchte, welche Auswirkungen ViDA auf sein Unternehmen hat, muss sich auf die elementaren Prozesse beziehen: Rechnungsstellung, Berichterstattung, Rechnungsprüfung und Umsatzsteuerregistrierung.

Rechnungsstellung: Die ViDA soll die Verbreitung der elektronischen Rechnungsstellung in der EU so beschleunigen, dass sie die meisten Firmen bis 2028 nutzen. Die jeweiligen Regierungen der Mitgliedstaaten stellen durch entsprechende E-Invoicing-Mandate die schnelle Umsetzung sicher. In Deutschland gelten elektronische Rechnungen im B2B-Bereich ab 2026 als verpflichtend.

Berichterstattung: Die ViDA-Reform sieht die Einführung von Digital Reporting Requirements (DRRs) vor, also digitale Meldepflichten. Wer im innergemeinschaftlichen B2B-Waren- und Dienstleistungsverkehr tätig ist, muss ab 2028 jede Transaktion innerhalb von zwei Werktagen nach Rechnungsstellung digital melden.

Umsatzsteuerregistrierung: Es soll ein einheitliches System für die Umsatzsteuerregistrierung in der EU entstehen. Das eröffnet Firmen, die grenzüberschreitende Geschäfte innerhalb der EU tätigen, die Möglichkeit, alle Umsatzsteuervorschriften über ein einziges Portal in einer einheitlichen Sprache zu erfüllen. Der sogenannte Import-One-Stop-Shop (IOSS) soll die Einhaltung dieser Vorschriften vereinfachen und vereinheitlichen.

Rechnungsprüfung: Bei entsprechender Umsetzung ebnet die ViDA-Initiative den Weg für effizientere und genauere Prüfungen. Durch den Zugriff auf Echtzeit-Transaktionsdaten gelingt es den Steuerbehörden, Steuerbetrug leichter und schneller aufzuklären.

Zeitplan für die ViDA-Einführung und Verzögerungen

Die Einführung erfolgt Schritt für Schritt, die meisten Änderungen passieren zwischen Januar 2025 und Dezember 2027. Es soll – abhängig von Unternehmensgröße und Transaktionsvolumen – zunächst entsprechende Pilotprogramme und Einführungsphasen mit Fristen geben. Ab dem 1. Januar 2025 wird der Import-One-Stop-Shop um unterschiedliche B2C-Warenlieferungen erweitert. Das betrifft zum Beispiel Waren, die eine Installation und Montage erfordern. Die überarbeitete Regelung umfasst auch den grenzüberschreitenden Warenverkehr und macht die Anwendung des IOSS für bestimmte Umsätze verbindlich. Heute ist der Import-One-Stop-Shop für Unternehmen noch freiwillig. Drei Jahre nach der ersten Frist, also am 1. Januar 2028, müssen Firmen alle B2B-Transaktionen innerhalb der EU innerhalb von zwei Geschäftstagen ab Rechnungsdatum melden. Bisher waren 45 Tage Zeit. Ab diesem Datum kommt niemand mehr um die elektronische Rechnungsstellung gemäß EN 16931 für innergemeinschaftliche Warenlieferungen herum.

Es gibt aber ein großes Aber: Der ursprüngliche Zeitplan der ViDA-Umsetzung lässt sich voraussichtlich nicht einhalten. Die Unterzeichnung der Reform erfolgt erst 2024 – zu spät, um die Frist auf 2028 setzen zu können. Denn die Unternehmen benötigen für die Einführung der elektronischen Rechnungsstellung und digitalen Berichterstattung schließlich ausreichend Zeit. Deshalb wird sich die Frist auf 2030 oder 2032 verschieben, wodurch die neuen Fristen für die Umsatzsteuerregistrierung ebenfalls auf wackeligen Beinen stehen. Für Plattformen, die den Verkauf von geringwertigen Gütern in der EU erleichtern, gibt es bereits eine Fiktiver-Liefer-Verordnung. Diese geht davon aus, dass Plattformen selbst die Waren erhalten und weiterleiten. Eine einfache B2C-Lieferung wird dadurch steuerrechtlich in zwei Teile aufgeteilt – vom Verkäufer an die Plattform und von der Plattform an den Käufer.

Die größten ViDA-Vorteile

Für die Einhaltung der ViDA-Anforderungen ist es für Unternehmen einfacher und kostengünstiger, externe Software für die elektronische Rechnungsstellung einzusetzen. Selbst ohne Pflicht hätte ViDA viele Vorteile für Unternehmen, Behörden und die Öffentlichkeit. Die hohen Kosten und Anforderungen mögen auf den ersten Blick abschreckend wirken, doch langfristig profitieren alle von ViDA. Ein weiterer Grund, sich mit einer ganzheitlichen Ausgabenmanagement-Lösung auseinanderzusetzen.

Firmen freuen sich über einheitliche Prozesse und geringere manuelle Aufwände, also über mehr Effizienz. Die Digitalisierung der Mehrwertsteuerprozesse führt zu einer geringeren Fehleranfälligkeit und somit zu erheblichen Kosteneinsparungen. Die Steuerbehörden können künftig in Echtzeit auf Transaktionsdaten zugreifen und profitieren so von mehr Transparenz und Effizienz in ihren Abläufen. Gleichzeitig sinkt das Risiko für Steuerbetrug deutlich. Durch den Anstieg der Mehrwertsteuereinnahmen durch die ViDA-Einführung stehen den Regierungen zusätzliche Mittel für öffentliche Projekte im Straßenbau oder Gesundheitswesen zur Verfügung. So haben alle Steuerzahler etwas von der Initiative.

Autor Thomas Inhelder, Mitgründer & CFO von Yokoy

Thomas Inhelder ist Mitgründer und CFO von Yokoy, einem Anbieter einer KI-gesteuerten Ausgabenmanagement-Plattform für Unternehmen. Vor der Gründung von Yokoy sammelte er in verschiedenen Führungspositionen und als CPA-zertifizierter Finanzprüfer bei KPMG umfangreiche Erfahrungen in der Finanz- und Beratungsbranche sowie in der SaaS-Industrie. Dabei erlebte Inhelder hautnah die Herausforderungen, mit denen Finanzabteilungen konfrontiert sind. Manuelle Prozesse führten immer wieder zu einem hohen Maß an Frustration in seinen Teams. Dies und seine Leidenschaft für die Digitalisierung und Automatisierung von Finanzprozessen und die Vereinfachung des Arbeitsalltags der Mitarbeiter bewegten ihn dazu, Yokoy mitzugründen. Seine Leidenschaft dafür treibt ihn auch heute noch an.

Bilder: Oliver Hochstrasser / www.oliverhochstrasser.ch

Quelle messerPR – Public Relations

6,85 Prozent mehr Geld für Beschäftigte in der Chemiebranche

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Bad Breisig (dts Nachrichtenagentur) – Die bundesweit 585.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie erhalten 2,0 Prozent mehr Geld ab dem 1. September sowie weitere 4,85 Prozent ab dem 1. April 2025. Darauf haben sich die Chemie-Gewerkschaft IGBCE und der Arbeitgeberverband BAVC am Donnerstag wenige Tage vor dem Ablauf der Friedenspflicht verständigt.

Zur Stärkung der Tarifbindung auf beiden Seiten soll gewerkschaftliches Engagement stärker honoriert werden. Mit einer Fortschreibung der Schlichtungsregelung soll es weiterhin keine extern Schlichter geben. Damit ist ein mit Mehrheit verabschiedeter Schlichtungsspruch unmittelbar als Tarifvertrag verbindlich. Im Gegenzug erhalten aktive Gewerkschaftsmitglieder, die länger als drei Monate in der IGBCE organisiert sind, ab 2025 einen Zeitausgleich im Umfang von einem Arbeitstag pro Jahr. Sie müssen ihre Mitgliedschaft dazu beim Arbeitgeber nachweisen. Für 10, 25, 40 oder 50 Jahre Gewerkschaftsmitgliedschaft gibt es im entsprechenden Jahr zudem einen Zeitausgleich von einem weiteren Arbeitstag.

Der für die Eingruppierung der Beschäftigten ausschlaggebenden Bundesentgelttarifvertrag (BETV) solle zudem modernisiert werden, hieß es. Höhergruppierungen und Vertretungsregelungen sollen finanziell attraktiver gestaltet werden. Unter anderem sollen die Aufstiegschancen in den niedrigeren Entgeltgruppen verbessert und Unterschiede in den Entgelthöhen zwischen kaufmännischen, technischen und Meistertätigkeiten abgebaut werden. Ziel sei es, den Beschäftigten bessere Jobperspektiven zu geben und die Branche als Arbeitgeberin attraktiver zu machen.

„Beide Verhandlungsseiten haben sich nichts geschenkt. Aber am Ende steht ein Ergebnis, mit dem die Chemie-Sozialpartner die Talfahrt bei den Reallöhnen stoppen und die Tarifbindung stärken“, sagte IGBCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis. „Das nutzt nicht nur Kaufkraft und Binnenkonjunktur, mit der attraktiven Regelung exklusiv für Gewerkschaftsmitglieder beweisen IGBCE und BAVC einmal mehr ihre tarifpolitische Innovationskraft.“

Oliver Heinrich, IGBCE-Tarifvorstand und Verhandlungsführer, zeigte sich zufrieden. „Mit diesem Tarifabschluss nah an unserer Forderung geht es bei den Reallöhnen für die Chemie-Beschäftigten endlich wieder bergauf, und wir sind auf gutem Weg, die Inflationskrise hinter uns zu lassen.“ Beim Mitgliederbonus habe man am Ende eine einfache Lösung ausgehandelt, deren Vorteil sich für die Menschen sofort erschließe und der die Betriebe nicht überfordere. „Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Tarifpolitik auf.“

BAVC-Präsidentin Katja Scharpwinkel sieht die Branche vor großen strukturellen Herausforderungen. „Für diesen hart erarbeiteten Kompromiss mussten sich beide Seiten erheblich aufeinander zubewegen. Aber es wird deutlich, was wir durch eine gute Sozialpartnerschaft auch unter schwierigen Rahmenbedingungen leisten können“, erklärte sie. „Darauf können wir aufbauen, um die Transformation zu einer nachhaltigen Chemie-Industrie erfolgreich zu gestalten.“

BAVC-Verhandlungsführer Matthias Bürk hält die Grenze der Belastbarkeit in der Entgeltfrage erreicht. „Aber wir verbinden langfristige Planungssicherheit mit Flexibilität für Unternehmen in einer kritischen Lage“, erklärte er mit Blick auf die Regelung, dass die zweite Stufe der Entgelterhöhung aus wirtschaftlichen Gründen auch um bis zu drei Monate verschoben werden kann.


Foto: IG BCE (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Verstehen von DDoS-Angriffen: Was jeder Unternehmer wissen muss

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DDoS-Angriffen

In der heutigen digitalen Welt sind Unternehmen und öffentliche Institutionen zunehmend auf ihre Online-Präsenz angewiesen. Diese Abhängigkeit bringt jedoch auch erhebliche Risiken mit sich, insbesondere durch DDoS-Angriffe (Distributed Denial of Service). Ein effektiver Schutz vor solchen Angriffen ist entscheidend, um finanzielle Verluste und Imageschäden zu vermeiden.

Was ist ein DDoS-Angriff?

Ein DDoS-Angriff zielt darauf ab, die Ressourcen einer Website, einer Online-Anwendung oder einer Netzwerkinfrastruktur zu überlasten, indem eine enorme Menge an Datenverkehr erzeugt wird. Die Angreifer nutzen häufig Botnetze, die aus gekaperten Geräten bestehen und es ermöglichen, von vielen verteilten Quellen gleichzeitig anzugreifen. Ziel ist es, die Server mit Anfragen zu überfluten, sodass legitimer Traffic nicht mehr verarbeitet werden kann und die Website nicht mehr erreichbar ist.

Arten von DDoS-Angriffen

DDoS-Angriffe können in verschiedene Typen unterteilt werden, die jeweils unterschiedliche Ziele und Methoden haben:

1. Volumetrische Angriffe (Layer 3 und 4)

   – Diese Angriffe zielen darauf ab, die Bandbreite des Netzwerks oder die Systemressourcen zu überlasten. Beispiele sind UDP-Floods und ICMP-Floods.

2. Protokoll-Angriffe

   – Diese Angriffe nutzen Schwächen im Netzwerkprotokoll aus, um die Netzwerkressourcen zu erschöpfen. SYN-Flood-Angriffe sind ein häufiges Beispiel.

3. Anwendungsschicht-Angriffe (Layer 7)

   – Diese Angriffe zielen auf die schwächste Komponente einer Infrastruktur ab, um die Anwendung selbst zu überlasten. Ein Beispiel ist die HTTP-GET-Flood-Attacke, bei der eine große Anzahl von HTTP-Anfragen gesendet wird, um den Server zu überlasten.

Warum ist eine dedizierte DDoS Protection wichtig?

Eine DDoS Protection überwacht den Datenverkehr, erkennt schädliche Traffic-Ströme und leitet diese ab, um die Verfügbarkeit der Webserver für regulären Nutzer-Traffic zu gewährleisten. Moderne Schutzsysteme starten die Abwehr automatisch, sobald definierte Schwellenwerte überschritten werden. Leistungsstarke Scrubbing Center verwerfen dabei die schädlichen Anfragen und sichern die Verfügbarkeit der Dienste.

Folgen eines DDoS-Angriffs

Ein erfolgreicher DDoS-Angriff kann schwerwiegende Folgen haben:

1. Finanzielle Verluste

   – Umsatzverluste durch Ausfallzeiten und zusätzliche Kosten für die Behebung des Schadens.

2. Reputationsschäden

   – Verlust des Kundenvertrauens und Schaden am Markenimage, wenn Dienste nicht zuverlässig verfügbar sind.

3. Erfüllung regulatorischer Anforderungen

   – Viele Unternehmen sind durch Vorschriften wie der EU-Richtlinie NIS-2 dazu verpflichtet, angemessene IT-Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, einschließlich DDoS-Schutz.

Effektive Maßnahmen zum Schutz vor DDoS-Angriffen

1. Implementierung eines DDoS-Schutzes

   – Setzen Sie auf eine dedizierte DDoS Protection, die alle relevanten Netzwerkschichten abdeckt (Layer 3, 4 und 7).

2. Regelmäßige Updates und Überwachung

   – Halten Sie Ihre Schutzsysteme stets auf dem neuesten Stand und überwachen Sie den Datenverkehr kontinuierlich, um verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen.

3. Redundante Infrastrukturen

   – Nutzen Sie redundante Server und Netzwerke, um Ausfallzeiten zu minimieren und die Verfügbarkeit Ihrer Dienste zu gewährleisten.

4. Mitarbeiterschulung

   – Schulen Sie Ihre Mitarbeiter im Umgang mit Sicherheitsvorfällen und sensibilisieren Sie sie für die Bedeutung von IT-Sicherheit.

Beispiele für DDoS-Schutzlösungen

Unternehmen haben die Wahl zwischen verschiedenen DDoS-Schutzlösungen, die sowohl als Cloud-Dienste als auch als On-Premise-Lösungen verfügbar sind. Diese Lösungen bieten Schutz für alle relevanten Netzwerkschichten und können flexibel an die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst werden.

1. Cloud-basierte Lösungen

   – Diese Lösungen sind besonders vorteilhaft für Unternehmen, die keine eigene IT-Infrastruktur betreiben möchten. Sie bieten skalierbaren Schutz und erfordern keine zusätzlichen Hardwareinvestitionen.

2. On-Premise-Lösungen

   – Diese Lösungen bieten ein hohes Maß an Kontrolle und können direkt in die bestehende IT-Infrastruktur integriert werden. Sie erfordern jedoch eine höhere Anfangsinvestition und kontinuierliche Wartung.

3. Hybride Ansätze

   – Eine Kombination aus Cloud- und On-Premise-Lösungen kann die Vorteile beider Ansätze vereinen. Unternehmen können so flexibel auf unterschiedliche Bedrohungsszenarien reagieren.

Technologische Entwicklungen im DDoS-Schutz

Die Technologien zur Abwehr von DDoS-Angriffen entwickeln sich ständig weiter. Zu den neuesten Entwicklungen gehören:

1. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen

   – Diese Technologien helfen dabei, DDoS-Angriffe in Echtzeit zu erkennen und darauf zu reagieren. Sie können Muster im Datenverkehr analysieren und verdächtige Aktivitäten identifizieren.

2. Scrubbing Center

   – Diese Einrichtungen filtern schädlichen Datenverkehr heraus, bevor er das Unternehmensnetzwerk erreicht. Sie bieten eine zusätzliche Schutzschicht gegen volumetrische Angriffe.

3. Automatisierte Abwehrmechanismen

Moderne Systeme können automatisch auf DDoS-Angriffe reagieren und den schädlichen Datenverkehr umleiten, ohne dass manuelles Eingreifen erforderlich ist.

Fazit

DDoS-Angriffe stellen eine ernsthafte Bedrohung für Unternehmen und öffentliche Institutionen dar. Ein effektiver DDoS-Schutz ist daher unerlässlich, um die Verfügbarkeit und Sicherheit Ihrer Online-Dienste zu gewährleisten. Durch den Einsatz moderner Schutzlösungen und proaktiver Sicherheitsmaßnahmen können Sie sich wirksam gegen diese Angriffe schützen und die langfristige Stabilität Ihres Geschäfts sichern. Indem Sie die richtigen Technologien und Strategien implementieren, können Sie die Resilienz Ihrer IT-Infrastruktur erhöhen und das Vertrauen Ihrer Kunden bewahren.

Titelbild Bildquelle Bild von Kevin Ku  auf pexels.com

Autor Dino Bozzi

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Kühnert wirft Merz Ehrverletzung von Zugezogenen vor

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – In der Debatte über das am Donnerstag in Kraft tretende Staatsbürgerschaftsrecht hat SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert CDU-Chef Friedrich Merz mangelnden Respekt gegenüber der Leistung von Zugezogenen vorgeworfen. „Wer sich im Deutschland des Jahres 2025 als Kanzler bewerben will, der sollte Deutschland so anerkennen, wie es heute ist“, sagte Kühnert dem „Spiegel“. „Eine moderne Einwanderungsgesellschaft kann nicht mit dem Leitsatz `Früher war alles besser` gestaltet werden.“

Wie CDU und CSU über die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts sprechen würden, sei alarmierend. „Merz und seine Parteifreunde bedienen sich seit Monaten einer Sprache, die die Ehre der betroffenen Menschen beschmutzt“, sagte Kühnert mit Blick auf Menschen, die sich um die deutsche Staatsbürgerschaft bewerben. „Wir schaffen nun einfachere Einbürgerungen für diejenigen, die dauerhaft ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten, Deutsch sprechen, unsere Grundwerte teilen und rechtstreu sind.“ Es seien jene Menschen, die in Sonntagsreden als positive Beispiele für Integration beschrieben würden. „Wenn sie nun Deutsche werden, dann ist das keine Entwertung der Staatsbürgerschaft, sondern ein Dienst an unserer Verfassung“, so Kühnert.

Mit dem neuen Staatsbürgerschaftsrecht wird in Deutschland die doppelte Staatsbürgerschaft generell zugelassen. Eingebürgerte müssen also nicht mehr wie bisher ihren alten Pass abgeben.

Die Union sieht das Gesetz als Sicherheitsrisiko. „Damit wird die Mehrfachstaatsangehörigkeit zum Regelfall“, kritisierte Merz. Es würde das Tor weiter öffnen „für Menschen, die in unserem Land eigentlich keinen Platz haben dürfen“.

Kühnert hingegen bezeichnet die Reform als Zeichen der Anerkennung. „Mit dem heutigen Tag endet eine jahrelange Respektlosigkeit gegenüber Millionen fleißigen Menschen in Deutschland“, sagte der SPD-Politiker.


Foto: Kevin Kühnert (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Wetterdienst weitet Warnung vor schweren Gewittern aus

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Offenbach (dts Nachrichtenagentur) – Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat seine Warnung vor gebietsweise schweren Gewittern ausgeweitet. Betroffen seien nun Teile der Bundesländer Thüringen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Sachsen und Bayern, teilen die Meteorologen am Donnerstag mit. Eine Ausdehnung der Warnung auf weitere Gebiete sei sehr wahrscheinlich.

Als Auswirkungen des Unwetters sind laut DWD Überflutungen von Kellern und Straßen möglich. Örtlich könne es zu Blitzschäden kommen. Durch Hagelschlag seien zudem Schäden an Gebäuden, Autos und landwirtschaftlichen Kulturen zu erwarten.

Die aktuelle Warnung gilt bis in die Nacht zum Freitag, so der Wetterdienst.


Foto: Unwetterwolke über einem Acker (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Mein Weg zu Selbstbestimmung

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ayla isik hercareer

Ayla Işik, die eigentlich anders heißt, ist in einer streng muslimischen Familie aufgewachsen.

Über ihren Weg zu einem völlig selbstbestimmten Leben hat sie das Buch “Behauptet – Als Muslimin zwischen Sicherheit und Freiheit” geschrieben. Im Interview erzählt sie, wie es war, das Kopftuch nach mehr als 20 Jahren endgültig abzulegen, mit welchen Widerständen sie zu tun hatte und wie sie ihren Glauben heute lebt.

Ayla Isik: Mein Glaube ist eine persönliche Angelegenheit. Er gibt mir Kraft, Halt und Orientierung

herCAREER: Ayla, du hast die streng muslimische Community hinter dir gelassen, in der du aufgewachsen bist – für ein Leben in völliger Selbstbestimmung. Bist du mit deiner Entscheidung im Einklang?

Ayla Işik: Ich habe mit meiner Entscheidung nie gehadert. Ich bin generell kein Mensch, der grübelt und bereut. Obwohl ein paar Sachen anders hätten laufen können.

herCAREER: Was hätte anders laufen können?

Ayla Işik: Ich habe mich von manchen Familienmitgliedern im Stich gelassen gefühlt und es gab wenig Verständnis – viele waren nicht imstande, zuzuhören und zu versuchen, zu verstehen, was mein Wunsch und Antrieb war. Ich wollte mich weder vom Glauben abwenden noch alles auf den Kopf stellen. Es ging und geht mir um Selbstbestimmung. Da hätte ich mir mehr Offenheit, Mitgefühl und Respekt für meine Entscheidungen gewünscht.

herCAREER: Wie sah dein Leben vor deiner Entscheidung aus?

Ayla Işik: Ich komme aus einer sehr religiösen muslimischen Familie. Jede Familie hat unterschiedliche Nuancen, bei uns ging es sehr werteorientiert, liebevoll und verständnisvoll zu, aber natürlich auch den religiösen Regeln folgend. Ich hatte früh Verantwortung für meine fünf jüngeren Brüder. Ich habe mich mit 16 verliebt, eine Beziehung ohne Heirat war aber ein No-Go. So war ich mit 16 verlobt und mit 18 verheiratet. Dann habe ich noch mein Abitur gemacht und mit 21 das erste meiner drei Kinder bekommen.

herCAREER: Deine eigene Mutter hat kritische theologische Fragen gestellt, was du als junges Mädchen nicht gut fandest. Noch weniger gut fandest du aber, welche Ablehnung sie daraufhin erfahren hat. Wie hat dich diese Erfahrung geprägt?

Ayla Işik: Meine Mutter begann nach den Offenbarungsgründen für die Koranverse zu recherchieren, was das Kopftuch betrifft. Ich bekam mit, wie die muslimische Community mit Ablehnung reagierte. Das hat mich durchgewirbelt. Es dauerte dann zwar noch fünf Jahre, aber irgendwann musste ich die Frage für mich beantworten, wie ich leben will. Ich habe innerhalb dieser fünf Jahre vieles beobachtet und selbst hinterfragt und musste irgendwann einsehen, dass ich mich von meinem Mann trennen muss, wenn ich mir und meinen Werten treu sein möchte. Wir lebten damals in einem Einfamilienhaus. Ich wollte, dass er auszieht. Es hieß, wer die Familie verlassen will, muss gehen – und das war ich. Da war ich 32 Jahre alt und meine Kinder 4, 6 und 11 Jahre. Ich zog an einem Montagmorgen aus und dann begann mein neues Leben.

herCAREER: Wie war das für dich?

Ayla Işik: Alles fing bei null an: in die erste eigene Wohnung ziehen, Strom anmelden, zum Jobcenter gehen, mich um meine Ausbildung kümmern, mich um Arbeit kümmern – es war eine Odyssee. Ich trug noch Kopftuch, war Hartz-IV-Empfängerin mit drei Kindern, hatte keine Arbeit – finde da mal eine Wohnung und einen Job! Man muss verstehen, dass ich zuvor finanziell, sozial und religiös eingebunden war und all das auf einen Schlag verlor.

herCAREER: Was war das Härteste, das du auf deinem Weg hinnehmen musstest?

Ayla Işik: Die Trennung von den Kindern war rückblickend von allem das Schlimmste. Ich habe sie oft gesehen, aber ihren Alltag nicht mehr so mitbekommen wie zuvor. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich mich mit der Situation abgefunden hatte. Ich musste mit den Meinungen und Sprüchen der anderen umgehen: “Was bist du nur für eine schlechte Mutter! Dein Mann hat dich doch nicht geschlagen oder betrogen, was willst du?” – aber nicht nur das, ich musste auch mit meinem eigenen schlechten Gewissen klarkommen.

herCAREER: Welche Regelungen habt ihr bezüglich der Kinder getroffen?

Ayla Işik: Wir haben es ohne Gericht geklärt, es war nicht immer einfach – mein Ex-Mann war ja auch sehr gekränkt. Meine erste Wohnung war drei Kilometer von den Kindern entfernt. Ich habe sie regelmäßig vom Kindergarten oder aus der Schule abgeholt und so viel Zeit, wie es möglich war, mit ihnen verbracht.

herCAREER: Wie ging es deinem Ex-Mann nach der Trennung?

Ayla Işik: Mein Ex-Mann hat nur wenige Monate nach unserer Trennung wieder geheiratet. Sie sind dann weggezogen. Ich habe dann einen Studienplatz in Essen bekommen und bin auch weggezogen. Meine Kinder und ich haben uns trotzdem jedes Wochenende gesehen. Die Stief-Mama ist eine tolle Ersatz-Mama, ich bin sehr froh, dass sie meine “Nachfolge” angetreten hat. Ich habe sie nur meinem Sohn zuliebe getroffen, aber schnell gemerkt, wenn sie nicht die neue Frau meines Ex-Mannes wäre, dann wären wir wahrscheinlich Freundinnen geworden.

herCAREER: Für ein selbstbestimmtes Leben musstest du viel aufgeben. Andere Frauen – ob Musliminnen oder nicht – bekommen es einfach geschenkt. Hat dich das zur Bitterkeit verleitet?

Ayla Işik: Ich kenne keine Bitterkeit. Bitterkeit würde nur in die Hände derjenigen spielen, die mir mein Glück nicht gönnen – und davon gibt es leider genug.

herCAREER: Was würdest du jungen Frauen raten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie du damals?

Ayla Işik: Ich kann jede Frau ermutigen, bereits vor einer möglichen Heirat herauszufinden, wer sie ist, was ihr wichtig ist im Leben, welche Wünsche und Bedürfnisse sie hat. Ich würde empfehlen, um alles, was diesen Träumen und Bedürfnissen im Weg steht, einen großen Bogen zu machen. Erfahrungen jeder Art zu machen, ist ungemein wertvoll. Ich bin dankbar für alle Entscheidungen und Fehlentscheidungen, die ich selbst treffen konnte.

herCAREER: Warum hast du dein Buch unter Pseudonym geschrieben?

Ayla Işik: Das hatte in erster Linie rechtliche Gründe. Meine Wahl war es aber nicht.

herCAREER: Im Alter von 33 Jahren hast du dein Kopftuch abgelegt. Für viele gläubige Musliminnen ist es ein Zeichen ihrer Verbundenheit mit Gott, für viele andere nur ein unpraktisches Kleidungsstück, für viele gar ein Zeichen der Unterdrückung. Wie kam es zu deiner Entscheidung?

Ayla Işik: Ich habe im Alter von 11 Jahren angefangen, Kopftuch zu tragen, ohne es jemals zu hinterfragen. Ich finde, jede Muslima soll selbst entscheiden, ob sie Kopftuch tragen will oder nicht. Wer aber meint, durch das Tragen eines Kopftuchs spirituell und religiös überlegen zu sein, täuscht sich meiner Meinung nach. Das ist nicht religiös, sondern arrogant.

herCAREER: Und wieso hast du es abgelegt?

Ayla Işik: Ich hatte es in den besagten fünf Jahren immer mal wieder kurzzeitig abgelegt. Dann, nach der Trennung, war ich auf einer Müttergenesungskur, es war Winter. Ich bin die Jahre zuvor morgens immer mit Mütze laufen gegangen. Auch an diesem Morgen auf der Kur. Und während des Laufs habe ich die Mütze einfach abgenommen. Das Kopftuch soll Frauen eigentlich vor fremden Blicken schützen. Ich war aber morgens um 6 Uhr auf einer Nordseeinsel laufen, und da war niemand. Das Kurheim war außerdem ein reines Frauen-Kurheim. Für mich also eine gute Gelegenheit, um meine Entscheidung in Ruhe zu durchdenken. Aber nach drei Wochen blieb ich dabei.

herCAREER: Wie war es für dich?

Ayla Işik: Ich hatte Hemmungen und Schamgefühle, aber im sicheren Raum der Kur habe ich mich mit der Möglichkeit angefreundet, kein Kopftuch mehr zu tragen – nirgendwo mehr. In den ersten Wochen, als ich wieder zurück war, habe ich mich komisch gefühlt. Es hat gedauert, dieser Prozess war physischer, als man denkt. Es war auf einmal kalt im Nacken, es ist ein ganz anderes Körpergefühl. Physisch und psychisch ist man erstmal nackt, ohne Schutz. Heute würde ich es nicht mehr aufsetzen wollen.

herCAREER: Was bedeutet dir dein Glaube heute, auch ohne Kopftuch?

Ayla Işik: Mein Glaube ist eine persönliche Angelegenheit. Er gibt mir Kraft, Halt und Orientierung. Er ist die Grundlage meines Vertrauens in die Welt. Mein Glaubensverständnis ist, dass die Regeln sich den Werten unterordnen – so, wie ich es in meiner Ursprungsfamilie gelernt und vorgelebt habe. Heute lebe ich nach humanistischen zwischenmenschlichen Werten und richte auch meinen Glauben danach aus.

herCAREER: Gibt es Momente, in denen du deine ehemalige muslimische Community vermisst?

Ayla Işik: Die gibt es schon. Rituale wie der Ramadan sind schöner in Gemeinschaft. Aber dann fällt mir wieder ein, mit welchen Bedingungen diese Gemeinschaft einhergeht.

herCAREER: Kassensturz: Was hast du verloren, was gewonnen durch deine Entscheidung?

Ayla Işik: Ich habe die Fremdbestimmung verloren und die Selbstbestimmung gewonnen. Ich habe es geschafft, meinen Kindern vorzuleben, was es bedeutet, wenn man sich selbst treu bleibt. Gotteserkenntnis kommt nur durch Selbsterkenntnis, hat auch der islamische Gelehrte Rumi gesagt.

Bild: Ayla IşikAutorin des Buchs „BeHauptet“, theologische & kulturelle Fachberaterin,
Wertebotschafterin & Trainerin für Mimikresonanz, Anti-Bias & Interkulturalität

Das Interview führte herCAREER-Chefredakteurin Julia Hägele

Am 18. Oktober 2024 ist Ayla Işik zu Gast beim Authors-MeetUp auf der herCAREER Expo. Tickets gibt es hier: https://www.her-career.com/expo/tickets/

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Parteitag: Weidel will Amt des Generalsekretärs einführen

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – AfD-Chefin Alice Weidel unterstützt einen Parteitagsantrag für Einführung des Amtes des Generalsekretärs. Der Antrag sei „sehr sinnvoll“, sagte Weidel den TV-Sendern RTL und ntv. „Der Generalsekretär eröffnet die Perspektive, sollte die Partei in naher Zukunft auf eine Einzelspitze wechseln, dass ein Generalsekretär an die Seite gestellt wird.“

Der Antrag würde jedoch erst ab dem 1. Januar 2025 gelten. „Er betrifft diese Wahl am Wochenende überhaupt gar nicht“, sagte Weidel mit Blick anstehende Vorstandswahl auf dem AfD-Parteitag in Essen am kommenden Wochenende. „Die Satzung ist dann bereits so geändert, dass bei der nächsten Bundesvorstandswahl, sollte sich die Partei für eine Einzelspitze entscheiden, ein Generalsekretär zur Seite gestellt wird.“

Ein Generalsekretär gehöre zur „Professionalisierung der Partei einfach mit dazu“, so die Parteichefin. „Für diesen Parteitag gilt, und da habe ich mich auch persönlich festgelegt, letztendlich entscheidet das natürlich der Bundesparteitag, also unsere Delegierten, die dort den Bundesvorstand wählen, dass ich gerne zusammen mit Tino Chrupalla in der Doppelspitze weitermachen möchte.“


Foto: AfD-Logo (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts